14 Januar 2014

Ann Cotten - Der schaudernde Fächer - Lesen macht klug und schoen 1092

»Ein paar Geliebte hatte ich, die wie Teeschalen waren, in die ich mich jeden Abend vertiefen wollte.«
Ann Cotten - Der schaudernde Fächer
Erzählungen
Der schaudernde Fächer
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518423899
Gebunden, 251 Seiten,
21,95 EUR
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»Ein paar Geliebte hatte ich, die wie Teeschalen waren, in die ich mich jeden Abend vertiefen wollte.« 
Die das sagt, ist nicht die Sorte Mensch, sich von Rührung beeindrucken zu lassen. Aber der traurige Student im Pierrotkostüm fällt ihr auf. Und als er eines Abends auf der Treppe vor ihr sitzt, nimmt sie ihn mit.
Der Hof einer japanischen Universität, ein abgelegenes Dorf in der Ukraine, Berliner Clubs, ein Bus, der sich seinen Weg durch die nächtliche algerische Wüste sucht – das sind nur ein paar der Orte, an denen die Helden dieser Erzählungen unterwegs sind, immer in den einen oder anderen Anblick versunken, immer bereit, vor der Liebe die Flucht zu ergreifen, um der Schönheit selbst ins Gesicht zu sehen.
Schwungvoll spannt Ann Cotten einen schillernden Fächer auf – aquarellierte Seegurken auf der einen Seite, auf der anderen Menschen in Liebeswirren. Die Wendigkeit ihrer Lyrik findet sich auch in diesen Erzählungen: Sie sind verspielt und zynisch, offenherzig und doch unwiderstehlich.


Ann Cotten, geboren 1982 in Iowa, lebt seit 1987 in Wien, seit 2006 in Berlin. Studium der Germanistik, Abschluß mit einer Arbeit über die Liste in der Konkreten Poesie. Fremdwörterbuchsonette ist ihr erstes Buch. Für ihr Debüt wird Ann Cotten 2007 mit dem Reinhard-Priessnitz-Preis ausgezeichnet, 2008 erhält sie das George-Saiko-Reisestipendium und den Clemens Brentano Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg.Adelbert-von-Chamisso-Preis für Ann Cotten und Dana Ranga
09.12.2013
Die Schriftstellerin und Lyrikerin Ann Cotten erhält den mit 15.000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis 2014. Sie wird ausgezeichnet für ihr bisheriges Gesamtwerk, insbesondere für ihren jüngsten Erzählungsband Der schaudernde Fächer. Darin habe sie, so die Jury, »der deutschen Gegenwartssprache auf hochpoetische Weise neue Impulse gegeben.«
Die Lyrikerin Dana Ranga erhält den mit 7.000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis für ihren Gedichtband Wasserbuch. »Darin unternimmt sie einen poetischen Streifzug durch zauberhaft entrückte und dennoch menschliche Tiefseelandschaften«, so die Jury.
Die Preisverleihung findet am 6. März 2014 in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz statt.


Pressestimmen

»Cottens Sprache verzaubert durch Entgrenzung. Jede Impression wird mit einem poetischen Schleier überzogen. Der Leser wird einer 'intimen Wörterwelt' gewahr, die nichts an ihrem Platz, sondern alles durch Metaphern, Sprachspielereien und Assoziationen entgleiten lässt.«

Björn Hayer, Der Tagesspiegel

»Ann Cotten geht in ihrem Buch neue Wege des Erzählens ... Cottens sprachliche Kunstwerke haben oft die dichterische Produktion zum Thema: Ihre Lyrik ist poetologische Lyrik, ihre Prosa könnte man mit einem etwas in Vergessenheit geratenen Begriff als expressionistische Reflexionsprosa bezeichnen.«
Jan Wiele, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Hier wird mit Witz und Wissen, Intuition und hintersinnigem Denken an etwas gearbeitet, das das Feld der Literatur umpfl ügt, damit Neues und anderes und – warum nicht? – auch Schöneres darauf wachse.«
Jochen Jung, DIE ZEIT

Der kluge Einwurf, das schräge Bild, die scharfe Pointe, die zielgenauen Abwege: Diese Autorin hat eine schillernde Palette. Gegen Pathos und Sentimentalität wappnen sie ihre Wachheit und ihr Witz, mit denen sie Ambivalenzen gelten und funkeln lassen kann.Diese Literatur ist auf der Höhe der Zeit, deren Untiefen sie gut kennt und gern ins Visier nimmt.
Jochen Jung, Die Presse, Wien

»… denn genau darum geht’s: dass Denken Zärtlichkeit ist.«
Martin Fritz, The Gap


Ann Cotten liest die Gedichte „Schwindlige Indizien“ und „An Induktion To The Blues“ aus ihrem ersten Gedichtband Fremdwörterbuchsonette und berichtet, was sie an der Sonettform fasziniert, wie die Zweisprachigkeit sich auf ihr Schreiben auswirkt und warum es sich als Lyrikerin in Berlin gut leben läßt.
Sprecherinnen: Ann Cotten und Charlotte Brombach
Aufgenommen am 15.05.2007 in Berlin
http://www.suhrkamp.de/mediathek/ann_cotten_ueber_ihren_gedichtband_fremdwoerterbuchsonette_87.html

Ann Cotten: ¿Der schaudernde Fächer¿
Katharina Borchardt im Gespräch mit Ann Cotten | Suhrkamp-Verlag 21,95 Euro
SWR2 Literatur | 13.10.2013, 13.05 Uhr
ann-cotten-der-schaudernde-faecher.12844s

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Zitat zum daily book heute:
"Wie es bei Scherzen so ist, gibt es einen Aspekt, der wörtlich ganz so gemeint ist, und zugleich gute Gründe, es nicht ganz ernst zu meinen. Jeder Moment ist jeweils Hauptwerk, das wäre so quasi eine Aussage, die drinsteckte, und ein privates Aushebeln der Bewertung, der immer verblödeten Hierarchien des »Bedeutenden«."
Ann Cotten

"Vielleicht bedeutet die Offenheit in Berlin, dass man sich gegen Zusammenarbeit wehren oder schützen muss, anstatt dankbar dafür zu sein. Man kann sich in einer falschen Zuvorkommenheit und einer dämlichen Zelebration der Kreativität verlieren, die das Zusammenarbeiten gelegentlich in Idiotie verwandelt."

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