Wolkenfern ist ein Roman über Fremdheit und Heimatsuche.
Joanna Bator - Wolkenfern
Roman
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518424056
Gebunden, 499 Seiten,
24,95 EUR
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Nach einem Verkehrsunfall erwacht Dominika aus dem Koma, umsorgt von ihrer Mutter und Grazynka Rozpuch, einer alten Familienfreundin, die ihr den Platz in der Spezialklinik bei München verschafft hat.
Statt nach Polen zurückzukehren, bricht Dominika, von Fernweh getrieben, ins Ungewisse auf, lebt als Fotografin unter Emigranten in New York und London, bis sie eines Tages den Ort findet, an dem sie bleiben will.
Hineingewoben in diese weibliche Odyssee ist die Geschichte Grazynkas, die vor dem Krieg als Findelkind von einem Frauenpaar, den »Teetanten«, aufgezogen wird.
Als die SS im Städtchen die polnische Bevölkerung deportiert, gelingt es den Teetanten, das Kind in die Obhut einer Nonne zu geben. Aus dem KZ zurückgekehrt, sehen sie, wie ihre Nachbarn sich um die Besitztümer der verschwundenen jüdischen Familien streiten. Und von Grazynka keine Spur…
Zeiten und Erzählebenen kunstvoll verknüpfend, rollt Joanna Bator ein großes Panorama aus, das sich über Kontinente und ein ganzes Jahrhundert erstreckt.
Wolkenfern ist ein Roman über Fremdheit und Heimatsuche. Vor allem aber handelt er von den vielgestaltigen Beziehungen zwischen Frauen - atemberaubend kühn, in einer sinnlichen, mitreißenden Sprache. Wolkenfern ist ein literarisches Schwergewicht, ein Buch, das auch emotional tief berührt.
Joanna Bator, 1968 geboren, studierte in Wrocław Kulturwissenschaft und Philosophie, publizierte in wichtigen polnischen Zeitungen und Zeitschriften. Für ihre Reportagen Japonski wachlarz (Der japanische Fächer) erhielt sie 2005 den Beata-Pawlak-Preis.
Die deutsche Übersetzung ihres Romans Sandberg (2012) durch Esther Kinsky war ein literarisches Ereignis. Seither gilt Joanna Bator als eine der wichtigsten neuen Stimmen der europäischen Literatur. Joanna Bator ist Hochschuldozentin und lebt in Japan und Polen.
Presse:
»Joanna Bator schrammt knapp am Kitsch entlang. Egal. Entscheidend im Roman Wolkenfern ist ihre überbordende Erzählfreude.«
Sabine Seifert, taz. die tageszeitung
»Joanna Bator hat für diese Welt auch in ihrem neuen Roman 'Wolkenfern' eine märchenhaft leichte Prosa entwickelt, die sich in ihre Figuren liebevollst einfühlt, bis selbst Bösartigkeiten verführerisch funkeln.«
Bernd Kempker, wdr3.de
»Die Geschichte des Romans ist so fein verästelt wie die Ausläufer eines Flusses. Man muss eine Lust am Streunen und Sich-davon-treiben-Lassen mitbringen, um Bators Roman zu mögen. Dann aber wird man ihn lieben ... Manchmal glaubt man, Bator greife auf eine andere als die gewöhnliche Sprache zurück, weil sie diese zu so kunstvollen, kraftvollen Sätzen zusammensetzt.«
Maren Keller, SPIEGEL ONLINE
»Wieder begeistert Bator, von Esther Kinsky in ein prächtiges Deutsch übersetzt, durch eine ausgesuchte Metaphorik.«
Hans-Peter Kunisch, Süddeutsche Zeitung
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.02.2014:
Begeistert hat Rezensent Ulrich M. Schmidt Joanna Bators Roman "Wolkenfern" gelesen, der als Nachfolger von "Sandberg" konzipiert worden ist, aber auch ohne die Kenntnis des Vorgängerwerks gelesen werden kann. Schwärmerisch zieht der Kritiker Vergleiche etwa zu Gabriel Garcia Marquez' magischem Realismus oder zu den psychedelisch-surrealistischen Erzählungen Haruki Murakamis. Insbesondere aber staunt der Rezensent, wie exzellent es Bator gelingt, das Schicksal ihrer Protagonistin mit den Ereignissen in Polen nach dem zweiten Weltkrieg und Homers "Odyssee" zu verbinden. Darüber hinaus bewundert Schmidt den Mut der Autorin, in ihrem Heimatland, Polen, Tabuthemen wie Homosexualität und Rassismus anzusprechen.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,14.12.2013:
Mit großer Begeisterung hat Rezensentin Marta Kijowska Joanna Bators Roman "Wolkenfern" gelesen, der ihrer Meinung nach dem Vorgänger "Sandberg" in nichts nachsteht. Einmal mehr ist die Kritikerin ganz hingerissen von Bators feinem Gespür für Sprache und ihrer Beobachtungsgabe, die gekonnt Empathie, Distanz und Ironie verbindet. Und so liest Kijowska gebannt die Fortsetzung der Geschichte Dominikas, die nun als Nomadin nach Deutschland auswandert, einen schweren Autounfall erleidet und danach von Bayern über London und New York bis zu der griechischen Insel Karpathos reist. Vergnügt und zugleich voller Bewunderung beobachtet die Kritikerin, wie es Bator gelingt, die zahlreichen Geschichten und Figuren, die Dominika auf ihren Reisen begegnen durch verschiedene Zeitebenen miteinander zu verknüpfen. Die Rezensentin kann nur jedem Leser raten, sich ebenfalls auf diese ebenso fantasie- wie humorvolle und dazu exzellent übersetzte Wolkenreise zu begeben.
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.11.2013:
Joanna Bator lässt die Figuren aus ihrem im Polen der Siebziger spielenden Debüt "Sandberg" in "Wolkernfern" nun in den späten Achtzigern durch die, allerdings westliche, Welt streifen, erklärt Sabine Seifert. Im Mittelpunkt steht dabei die Erinnerungsarbeit, "im Schachtelsystem" werden hier "alte Geschichten" ausgegraben, ohne allerdings bloß Nostalgie zu bedienen, merkt die Rezensentin an. Dabei geht es der Autorin darum, sich im geschichtsverlorenen Nachkriegspolen zu verorten, führt sie weiter aus und erklärt, dass die Autorin dazu zahlreiche, im Lauf der Erzählung aufeinander treffende Geschichten rund um ein umfangreiches Figurenensemble zu einem komplexen Ganzen schmiedet. Getragen ist das einerseits von der auch in die Übersetzung geretteten "feinen Ironie" der Autorin, andererseits von deren sprudelnden Fabulierlust, die schließlich auch die Rezensentin darüber hinwegtrösten kann, dass ihr das Debüt schlussendlich doch noch ein bisschen besser besser gefallen hat.
Mit „Wolkenfern“ stellt Joanna Bator unserem virtuellen ein erzählerisches Netz gegenüber. Verbunden sind wir nicht in erster Linie durch digitale Leitungen und Satelliten, sondern durch Dinge, die schwerer wiegen: unser Schicksal und Verhalten. Wohin es Dominika auch verschlägt, sie trifft überall mehr oder minder dasselbe an. Grażynkas Nachbarinnen Frau Korn und Frau Zorn in der oberbayerischen Provinz lästern und neiden aus denselben Gründen wie Dominikas von Herzen unglückliche New Yorker Mitbewohnerinnen Pani Hania und Pani Stenia: unerfüllter Träume wegen, Ängste, Traumata. Die Anthropologin Bator hat sich literarisch also auch auf die Suche nach dem Typischen gemacht – um den Preis des Klischees in mancher Figurenbeschreibung. Auf langer Strecke hat sie gewonnen: Sie hat einen globalen Roman geschaffen, in dem sich nationale Barrieren auflösen und Kulturen einander näherkommen. Es ist ja so und nicht anders: Wir alle leben schlicht deshalb, um davon zu erzählen. Egal wo."
Bücher von Joanna Bator bei Lillemors:
Aus dem Polnischen von Esther Kinsky. Die rebellische Dominika mit dem dunklen Teint und der "Zigeunermähne" ist eine Außenseiterin. In der Klasse fühlt sie sich zu den Mitschülern hingezogen, die anders sind: zu Dimitri, dem Sohn griechischer Exilanten, und zu Malgosia, ihrer lesbischen Freundin. Das Leben im "Sandberg", .. mehr »
Zitat zum daily book blog heute:
"Die Stadt pulsiert, als wäre sie auf dem Rücken eines schlafenden Tiers mit schnell pochendem Herzen gebaut."
Joanna Bator. Wolkenfern
"Wolkenfern" Der neue Roman der Polin Joanna Bator:
Nach einem schweren Autounfall wacht Dominika aus dem Koma auf und will wissen, was war, ihre Mutter aber plant schon detailliert, wo und wie die erwachsene Tochter leben wird. Das wird nichts. Eins der vielen amüsanten Frauenkonflikte aus Joanna Bators neuem Roman. Stand: 10.12.2013
http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/diwan/joanna-bator-wolkenfern-100.html
Zum Nachhören - Diwan vom 14. Dezember Ein Beitrag von: Beintker, Niels
Stand: 14.12.2013
http://cdn-storage.br.de/MUJIuUOVBwQIbtChb6OHu7ODifWH_-b6/_AJS/_yFd_28d/46ecc6ba-8ee2-4872-a63f-f8d74e301926_3.mp3
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