03 Dezember 2013

Susanne Schedel - Wer soll denn das anziehen, bitteschön - Lesen macht klug und schoen 1077

Erzählungen über Menschen von heute. Ihre Arbeits- und Liebesverhältnisse, ihre Träume und Sehnsüchte, ihr Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit.
Susanne Schedel - Wer soll denn das anziehen, bitteschön
Erzählungen



Rowohlt Verlag, Reinbek 2013
ISBN 9783498064235
18,95 EUR
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«Die Krägen, die Knöpfe, die Muster reihten sich zu Sätzen über das, was in der Luft lag, was um uns war. Sätze einer Sprache, die ich mit dem ganzen Körper verstand.»

Es gibt Augenblicke, in denen das, was war, und das, was sein könnte, sich wie in einer Doppelbelichtung überlagern. Das bisher gelebte Leben, seine Erfahrungen, fügen sich zu einem Bild, in dem das Künftige schon mitschwingt wie ein Versprechen. Von solchen Momenten des Umbruchs handeln diese Geschichten.

Sie erzählen von Menschen von heute. Ihren Arbeits- und Liebesverhältnissen begegnen sie mit Witz und melancholischem Humor, oder sie tauchen ab, suchen Zuflucht am «fernsten Ort». Das kann das Kloster sein, in dem Ordensschwester Karolina lebt, oder Amsterdam, wo sich ihre Nichte, eine junge Modestudentin, vor der ganz normal verrückten Unternehmerfamilie versteckt.


Susanne Schedel, geboren 1973 in Werneck, studierte Germanistik, Geschichte, Kommunikations- und Theaterwissenschaft in Antwerpen und Bamberg, wo sie 2003 mit der ersten Dissertation über W.G. Sebald promoviert wurde. Ihr Debüt Schattenräume wurde unter anderem mit dem Bayerischen Staatsförderpreis für Literatur ausgezeichnet. Susanne Schedel lebt in Düsseldorf. 

Leseprobe hier

Presse:
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,24.10.2013
Frauen auf Abwegen begegnet Björn Hayer in den Erzählungen von Susanne Schedel. Dem Versuch, dem eigenen Alltag zu entkommen, gewinnt die Autorin laut Hayer mit psychologischem Gespür ungewöhnliche Momente und Perspektiven ab, "Unschärferelationen", wie der Rezensent es nennt, die den Texten im Band Magie verleihen. Für Hayer bedeutet das, nicht alles über das Innenleben der Figuren zu erfahren, wenn sich ihre Lebenskoordinaten verschieben. Jedenfalls findet Hayer die Erzählungen liebevoll gestaltet, ihre Vorliebe für alltagsflüchtiges Personal merkt er der Autorin an.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,12.08.2013
Frauke Meyer-Gosau liest die acht Geschichten von Susanne Schedel als Ausweis des erzählerischen Könnens der Autorin. Fast makellos erscheint ihr, wie Schedel die vereinzelten Figuren und ihre jeweiligen Lebenssituationen darzustellen weiß, plastisch und Empathie auslösend, erläutert Meyer-Gosau. Mitunter scheint ihr die Plastizität allerdings zu weit zu gehen, scheint ihr das Erzählen von liebesverlorenen Wissenschaftsanwärtern und Werbegrafikerinnen mit Italiensehnsucht unterkühlt. Etwas fehlt, meint die Rezensentin besorgt. Nämlich die Fähigkeit, über längere Distanzen lebendige zwischenmenschliche Beziehungen zu beschreiben, auch den Schmerz, der dazu gehört. Doch das kann ja noch werden, erklärt Meyer-Gosau großzügig.

Susanne Schedel schenkt ihren Figuren einen Raum außerhalb der Zeit, in dem das frühere Leben stillsteht, durchsichtig wird, bevor etwas Neues sich abzuzeichnen beginnt. Sie «lässt den Leser hinter die Fassaden der Normalität sehen und spürt unausgesprochene Träume auf» (Welt am Sonntag) in acht lebensklugen Geschichten voller «schöner Bilder und lang nachklingender Sätze» (Süddeutsche Zeitung).
Pures Erzähltalent. (NDR)

Sieben Frauen und ein Mann, in acht Geschichten: Susanne Schedel hat eine neue Prosasammlung veröffentlicht, und man kann rundheraus sagen, dass es darin kaum etwas gibt, was sie als Erzählerin nicht kann ? Alle Figuren werden plastisch sichtbar und entwickeln sich gerade durch ihre teils verwunderlichen Handlungen in ihrem jeweiligen Lebens-Problem-Ausschnitt zu Charakteren, denen man mit Aufmerksamkeit, teils auch mit Mitgefühl folgt. (Süddeutsche Zeitung)

So spektakulär wie Literatur überhaupt nur sein kann. Hoch komplexe, vielfach schattierte Lebensgeschichten, in einer Sprache, die wie frisch geprägte Münzen ist: frei von abgegriffenen Vokabeln, witzig, viel versprechend und - bei aller gelegentlichen Melancholie - frei von Larmoyanz. Ein beeindruckender Band. (Deutschlandfunk)

Zitat zum daily book heute:
"aufgeschnappt ein paar Tage zuvor: ein kurzes Gespräch in der U-Bahn zwischen einer Mutter und ihrem Sohn, auf dem Weg zum Hauptbahnhof, kurz vor seiner Abreise.Was mich ansprang aus der Szene waren vor allem ungeheure Hoffnungen, in schmerzlicher Nähe zur Illusion; Hoffnungen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit enttäuscht werden würden. Sie waren in den Handbewegungen der beiden; sie waren in den Modulationen und Phrasierungen ihrer Sätze, dem Stocken inmitten einer Frage; sie waren im trotzigen Lächeln der Mutter und in ihrem Blick, der sich auf die Schläfe des Sohnes heftete, während der aus dem Fenster starrte, als erwarte er sich von den dämmrigen Graffitis auf der Betonwand des U-Bahn-Tunnels eine Offenbarung. "
Susanne Schedel


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