Melitta Breznik - Der Sommer hat lange auf sich warten lassen
Roman
Luchterhand Literaturverlag, München 2013
ISBN 9783630873985
19,99 EUR
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Margarethe, eine Frau Anfang 90, besucht noch ein Mal den Ort ihrer Kindheit. Auf der Reise dorthin kommen ihr Szenen aus der Vergangenheit in den Sinn: mit ihrem ersten Mann Max, den sie im 2. Weltkrieg kennenlernte und der nach seiner Rückkehr aus englischer Gefangenschaft ein Anderer war. Sie denkt an Lena, ihre gemeinsame Tochter, die sich im Lauf der Jahre von ihr entfremdet hat und die sie in wenigen Stunden treffen wird. Melitta Breznik erzählt von drei Menschen, deren Leben durch die Geschichte des letzten Jahrhunderts tief gezeichnet wurden und die versuchen, jeder auf seine Weise, damit umzugehen.
Margarethe, eine Frau Anfang 90, entschliesst sich, noch ein Mal an den Ort ihrer Kindheit zu reisen. Auf der Fahrt hält sie Rückschau, ihr Aufwachsen in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg kommt ihr in den Sinn, ebenso ihre Ehe mit ihrem ersten Mann Max in Wien, der als Kind nach den Wirren der Arbeiteraufstände 1934 in die Sowjetunion verschickt worden war.
Durch Erlebnisse als Wehrmachtssoldat in Griechenland traumatisiert, hatte er sich nach der Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft verändert. Aber Margarethe fiebert auf dieser Reise auch der Begegnung mit der gemeinsamen Tochter Lena entgegen.
Sie lebt inzwischen in London und ihre Beziehung zueinander ist belastet. Margarethe will sich bei ihr endlich entschuldigen, und vielleicht ist eine Versöhnung möglich, bevor es zu spät ist.
Melitta Breznik lässt neben der betagten Margarethe in diesem präzise und einfühlend geschriebenen Roman auch deren verstorbenen Mann Max und Tochter Lena zu Wort kommen.
Alle drei erzählen aus ihrer eigenen Perspektive von ihren zerrissenen Leben und von der hilflosen Zuneigung zum jeweils anderen. Sie stellen sich, jeder auf seine Weise, der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts haben sich tief in die Biographien eingeschrieben, und Melitta Breznik zeichnet mit diesen Figuren die seelische Kartographie einer Gesellschaft vom 2. Weltkrieg bis in unsere Jetztzeit nach.
Melitta Breznik wurde 1961 in Kapfenberg, Steiermark, geboren. Sie lebt in Basel und Zürich. Bisher sind von ihr bei Luchterhand erschienen: »Nachtdienst« (Erzählung 1995), »Figuren« (Erzählungen 1999), »Das Umstellformat« (Erzählung 2002) und 2010 ihr viel beachteter erster Roman „Nordlicht“.
Melitta Breznik - Schriftstellerin und Psychiaterin FMH -
Melitta Breznik, geboren 1961 im steirischen Kapfenberg, studierte Medizin in Graz und Innsbruck, wo sie 1989 promovierte. In den neunziger Jahren wechselte sie beruflich von der Allgemeinmedizin in die Psychiatrie und zog auch von Österreich in die Schweiz. Seit 2004 führt sie eine eigene psychiatrische Praxis in Chur. Literarisch ist Melitta Breznik seit 1992 mit grossem Erfolg an die Öffentlichkeit getreten. Im Luchterhand Literaturverlag sind die Prosawerke «Nachtdienst» (1995), «Figuren» (1999) und «Umstellformat» (2002) erschienen.
Presse:
"Melitta Breznik kann mit dem Sichtwechsel ihrer Hauptfiguren jedem gerecht werden. Sie macht auf diese Weise verstehbar, warum der/ die eine oder andere in ihrem Leben so und nicht anders handeln konnte. Kriegserlebnisse durchziehen den Roman von Beginn bis zum Ende. Anhand von M.Brezniks Erzählung werden uns noch einmal die schrecklichen Kriegsereignisse mit ihren Folgen nahegebracht. Familien wurden damals zerrissen, und seelische Wunden blieben ungeheilt. Die allgemeine Bedrückung verhinderte auf Jahre hinaus in zahlreichen Familien ein normales Familienleben.
In ihrem neuen Roman zeichnet Melitta Breznik sensibel und empfindsam die Lebenswege ihrer Protagonisten nach. Das Ende war nicht immer gut, doch mit einer versöhnlichen Geste zeigt sie zuletzt, dass Leben sind wie sie sind, und man mit den eigenen Erfahrungen leben lernen muss."
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2013
"Tendenziell positiv bespricht Beatrice von Matt Melitta Brezniks österreichischen Epochenroman "Der Sommer hat lange auf sich warten lassen". Ihr gefällt die Detailgenauigkeit und verdichtete Erzählweise der Familiengeschichte, die sich über das ganze 20. Jahrhundert und bis 2011 erstreckt. Matt zeigt sich beeindruckt von der Genauigkeit, mit der die Autorin Kriegstraumata und ihre Auswirkungen für die Folgegenerationen nachzeichnet. Allerdings bemängelt sie Unstimmigkeiten in der Konzeption des Romans. Für die Monologe der beiden Frauenfiguren fehle ein Adressat, was das Erzählen aus der Ich-Perspektive für den Leser unplausibel mache. Sie sieht darin eine "verpasste Chance" und kann lediglich die "Umrisse eines großen Romans" erkennen. Dennoch: Brezniks moderner Schreibstil gefällt der Rezensentin, trotz vieler Sprünge und wechselnder Perspektiven."
In Melitta Brezniks Roman begibt sich die 90-jähige Margarethe auf eine Reise in ihre Vergangenheit. Das Ziel: ihre Heimat. Doch es holen sie zahlreiche Erinnerungen ein - zum Beispiel an ihren ersten Mann und die gemeinsame Tochter Lena.
Die Österreicherin Melitta Breznik wurde 1961 in der Steiermark geboren. Sie studierte Medizin in Graz und Innsbruck. Sie begann, ihre Erlebnisse an psychiatrischen Kliniken in Graubünden und in Zürich in ihren Romanen zu verarbeiten. Ihr fünfter Roman "Der Sommer hat lange auf sich warten lassen" ist bei Luchterhand erschienen."
Breznik, Wahlschweizerin seit mehr als zwei Jahrzehnten, legt in ihrem Epos anhand einer Vater-Mutter-Kind-Familie ihre Sätze in offene Wunden der verschiedenen (Nach-)Kriegs-Generationen. Klar, präzise, unprätentiös. Suizid, Vergewaltigung, Totgeburt, Ängste, Albträume - ausgelassen wird kein Abgrund. Das kennen Leser schon von ihren anderen Werken. Wie das Publikum heute bei einer ihrer seltenen Lesungen ("Ich habe dafür ja nur im Urlaub Zeit") auf das auch steirische Thema reagieren wird? "Da bin ich auch schon gespannt."
"Die Reise der beiden Frauen löst die Welle der Rückblicke aus. Das bisherige Leben wird anhand von Gegenständen oder Begebenheiten wieder in den Vordergrund geholt. Zwei lebendige Frauen mit abgestorbenen Lebensinhalten wagen es, aufeinander zuzugehen. Schritte die beim erneuten Blick zurück schwer werden, Schritte die gegangen werden müssen.
Melitta Breznik nimmt den Leser mit auf eine Reise und öffnet in einer leisen Art und doch mit lauten Worten drei Lebenstore. Die Autorin selbst reiste für mich ebenso mit, denn sie ist wie ihr Protagonist Max in Kapfenstein geboren und zählt heute 52 Lebensjahre, fast genauso viele, wie ihre Protagonistin Lena."
http://literatwo.wordpress.com/2013/09/22/der-sommer-hat-lange-auf-sich-warten-lassen-melitta-breznik/
Der Roman beschreibt traumatische Erfahrungen und ihre Auswirkungen über mehrere Generationen, Breznik betritt damit ein Gebiet, auf dem sie sich als Psychiaterin auskennt. Ursache und Wirkung psychischer Erschütterungen. Gerade darin sehe ich jedoch eine Schwäche im Erzählstrang. Dem Lesenden wird das Erklärungsmodell der Autorin etwas zu eindeutig präsentiert: Die Gründe für das Scheitern der Familienbeziehungen liegen ausserhalb, in psychisch und gesellschaftlich verdrängten Ereignissen, und setzen sich über die Generationen fort. Brezniks Stärke sind die Zurückhaltung und der Respekt, mit denen sie ihre Protagonisten beschreibt.
http://www.rezensionen.ch/melitta-breznik-der-sommer-hat-lange-auf-sich-warten-lassen/3630873987/
Der Roman beschreibt traumatische Erfahrungen und ihre Auswirkungen über mehrere Generationen, Breznik betritt damit ein Gebiet, auf dem sie sich als Psychiaterin auskennt. Ursache und Wirkung psychischer Erschütterungen. Gerade darin sehe ich jedoch eine Schwäche im Erzählstrang. Dem Lesenden wird das Erklärungsmodell der Autorin etwas zu eindeutig präsentiert: Die Gründe für das Scheitern der Familienbeziehungen liegen ausserhalb, in psychisch und gesellschaftlich verdrängten Ereignissen, und setzen sich über die Generationen fort. Brezniks Stärke sind die Zurückhaltung und der Respekt, mit denen sie ihre Protagonisten beschreibt.
http://www.rezensionen.ch/melitta-breznik-der-sommer-hat-lange-auf-sich-warten-lassen/3630873987/
Bücher von Melitta Breznik bei Lillemors:
Melitta Breznik: Der Sommer hat lange auf sich warten lassen. Roman
Luchterhand Literaturverlag, München 2013, ISBN 3630873987, Gebunden, 256 Seiten, 19,99 EUR
Margarethe, eine Frau Anfang 90, besucht noch ein Mal den Ort ihrer Kindheit. Auf der Reise dorthin kommen ihr Szenen aus der Vergangenheit in den Sinn: mit ihrem ersten Mann Max, den sie im 2. Weltkrieg kennenlernte und der nach seiner Rückkehr aus englischer Gefangenschaft ein Anderer war. Sie denkt an Lena, ihre gemeinsame Tochter, die sich im Lauf... mehr lesen
Melitta Breznik: Nordlicht. Roman
Luchterhand Literaturverlag, München 2009, ISBN 3630872875, Gebunden, 251 Seiten, 17,95 EUR
Einer Ärztin versagen die Kräfte: Die Arbeit in der Klinik macht ihr zu schaffen, und von der Liebe zu ihrem Ehemann ist nicht mehr viel geblieben. Sie entschließt sich, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und nach Norwegen zu gehen. Dort begegnet sie einer Frau in ihrem Alter, und eine große Freundschaft beginnt ? ... mehr lesen
Melitta Breznik: Das Umstellformat. Erzählung
Luchterhand Literaturverlag, München 2002, ISBN 3630871283, Gebunden, 137 Seiten, 15,00 EUR
Eine Reise zurück in die Nazi-Zeit: Die Erzählerin sucht nach den Spuren ihrer an Schizophrenie erkrankten Großmutter, die während des Krieges in einer psychiatrischen Anstalt verschwand und aus dem Familiengedächtnis gelöscht wurde. Und dabei stößt sie in den Akten auf eine Frau, die ihr auf alarmierende Weise... mehr lesen
Zitat zum daily book blog heute:
"In meinen Büchern geht es immer auch darum, wie ein Individuum aus der Gesellschaft fällt, welche Instanz die Grenzen dafür setzt, was ‚normal‘ ist, und inwieweit sich die Psychiatrie auch heute noch dazu missbrauchen lässt, eine Exekutive der Gesellschaft zu sein" , sagt die 1961 in Kapfenberg geborene Schriftstellerin und Psychiatrieärztin Melitta Breznik. Es sind Stichworte wie Gewalt, auch familiäre, die Zurichtung von Menschen durch Menschen, Erinnerungen, die nicht verblassen wollen, aber auch Mitgefühl und Sanftheit, die sich wie ein roter Faden durch ihr Werk ziehen.
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