29 Juli 2011

Agota Kristof - eine schwierige Schriftstellerin mit schwierigen Themen

Agota Kristof ist nach langer Krankheit gestorben. 
Ein trauriger Rueckblick:

Agota Kristof, geboren 1935 in Csikvánd in Ungarn, verließ ihre Heimat während der Revolution 1956 und gelangte über Umwege nach Neuchâtel in die französischsprachige Schweiz, wo sie bis heute lebt. Als Arbeiterin in einer Uhrenfabrik tätig, erlernte sie die ihr bis dahin fremde Sprache und schrieb auf französisch ihre erfolgreichen Bücher, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt wurden, unter anderem das berühmte »Große Heft«. Sie wurde mit zahllosen Preisen geehrt wie 2001 mit dem angesehenen Gottfried-Keller-Preis und zuletzt mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur.


Wir wuenschen der Schriftstellerin viele LeserInnen und eine Entdeckung fuer Jene, die ihre Literatur noch nicht kennen.




Agota Kristof. Aufnahme von 2004. (Bild: Keystone/ epa/ Sandro Campardo)Zoom 
«Es war ein Glück, ihre Werke zu publizieren», erklärte Marlyse Pietri, die Gründerin des Verlags Zoé in Genf. Kristof sei eine der grossen Autorinnen des Kontinents. «Dass sie eine Schweizer Schriftstellerin war, hat man zu wenig beachtet», sagte Pietri.
»Ihre Kunst ist das Balancieren zwischen Schweigen und Reden, das Resultat einer Ästhetik der Kargheit, wie man sie selten findet … Agota Kristof hat sich ohne Zweifel in die Liste der großen europäischen Autoren eingeschrieben.«

Grausamkeit und Naivität praegten ihren Stil, der einmalig war. Das zuletzt erschienene Buch ist 

 


Agota Kristof - Monstrum

Monstrum

Stücke
Deutsch von Jacob Arjouni, Ursula Grützmacher-Tabori, Eva Moldenhauer, Erika Tophoven und Carina von Enzenberg
Erschienen: März 2010
Originaltitel: L’heure grise • Le monstre
ISBN: 9783492052733
€ 34,95 [D]
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Agota Kristofs Dramen erstmals in einem Band.
»Monstrum« vereinigt die Stücke Agota Kristofs endlich in einem Band und liefert damit einen eindrucksvollen Überblick über das dramatische Werk dieser bedeutendsten Autorin der ungarischen Exilliteratur.
»John und Joe«, »Der Schlüssel zum Fahrstuhl«, »Eine Ratte huscht vorbei«, »Die graue Stunde«, »Monstrum«, »Die Straße«, »Die Epidemie« und »Die Sühne« – acht Theaterstücke von Agota Kristof in einem Band. In Deutschland wurde Agota Kristof unter anderem 2001 mit dem angesehenen Gottfried-Keller-Preis und 2006 für »Die Analphabetin« mit dem Preis der SWR-Bestenliste ausgezeichnet. 

Beruehmt wurde Kristof mit dem Roman 'Das grosse Heft' (le grand cahier)
Agota Kristof, in die Schweiz emigrierte Ungarin, die in französischer Sprache schreibt, protokolliert in ihrem ersten Roman eine Kindheit, die nichts Idyllisches hat. Die Zwillingsbrüder werden zur Großmutter aufs Land geschickt, sie betteln, hungern, schlachten, stehlen, töten, sie stellen sich taub, blind und bewegungslos − sie haben gelernt, was sie zum Überleben brauchen. Das Buch ist der 1. Teil der Trilogie:

Das große Heft - Kristof, Agota

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
Originaltitel: Le grand cahier
ISBN: 9783492253826
€ 9,00 [D]
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Der Beweis - Kristof, Agota
Der Beweis
Roman
Aus dem Französischen von Erika Tophoven-Schöningh
Originaltitel: La Preuve
ISBN-13: 9783492214971
€ 8,95 [D],
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Wo Agota Kristofs Roman »Das große Heft« endet, beginnt dieses Buch: Die Zwillinge, jetzt Claus und Lucas genannt, trennen sich – der eine verschwindet über die Grenze. Lucas bleibt im Haus der Großmutter, im stalinistischen Niemandsland, gefangen in der Erinnerung an seinen Zwillingsbruder. Seine Versuche, Liebe zu finden, scheitern in trostloser Einsamkeit.



Die dritte Lüge

Die dritte Lüge
Roman
Aus dem Französischen von Erika Tophoven
Originaltitel: Le troisième mensonge
ISBN-13: 9783492222877
€ 7,95 [D]
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»So kalt ums Herz, so heiß ums Herz ist es mir beim Bücherlesen schon lang nicht mehr geworden.« Rainer Stephan, Süddeutsche Zeitung

Kritiker lobten daran den kargen, minimalistischen Stil sowie das thematische Spiel mit Grausamkeit und Naivität. Ihre Biografie verarbeitete Kristof im Roman «Die Analphabetin» (2005).

Die Analphabetin

Die Analphabetin
Autobiographische Erzählung
Aus dem Französischen von Andrea Spingler
Originaltitel: L’Analphabète
ISBN: 9783492249027
€ 7,95 [D]
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Darin geht es um ihre Kindheit und Jugend in Ungarn sowie um die Begegnung mit der für sie neuen französischen Sprache in der Romandie.
»Karg sind Kristofs Geschichten, wahr sind sie, gehärtet die Worte und die Sätze, geschliffen, gnadenlos.« Literarische Welt

 

Irgendwo
Irgendwo - Nouvelles
Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg
Originaltitel: C’est égal
ISBN: 9783492251969
€ 7,00 [D]
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Das Leben: gleichzeitig schrecklich und wunderbar.
Ein Mann erstarrt zu Stein, als er seinen Hund zum letzten Mal umarmt. Ein Toter streift durch die Straßen, als Greis unter Greisen, von Kindern unbemerkt. Eine Frau erklärt dem Arzt, dass sie nicht versteht, wie die Axt in den Schädel ihres Gatten kommen konnte … Agota Kristofs Texte sind Daseinsschilderungen der unterschiedlichsten Art, schön, traurig, brutal, seriös und bedrohlich, und sie bilden vielleicht den intimsten Teil ihres großartigen Werks.

Gestern
Gestern
Roman
Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg , Hartmut Zahn
Originaltitel: Hier
ISBN: 9783492226257
€ 8,95 [D]
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Das Thema der Identitätssuche in einer gefühlskalten Welt wird in 'Gestern' behandelt. Kristof erzählt die Geschichte einer unmöglichen Liebe. Sandor, der vereinsamte im Exil lebende ungarische Fabrikarbeiter, trifft die Frau, die seinem Leben einen Sinn geben könnte: die ehemalige Mitschülerin Line. Aber ein dunkles Geheimnis verbindet die beiden, und nur kurz ist die Zeit, in der Sandor so etwas wie Glück erlebt.

Agota Kristof Zum Tod der ungarisch-schweizerischen Schriftstellerin

"Wie wäre mein Leben gewesen, wenn ich mein Land nicht verlassen hätte? Härter, ärmlicher, denke ich, aber auch weniger einsam, weniger zerrissen, vielleicht glücklich", schrieb Agota Kristof in ihrer "autobiografischen Erzählung" Die Analphabetin (2005). 
Das Cover des Buches zeigt das Foto eines kleinen Mädchens, es hat eine Stoffmaus in der Hand, zu seinen Füßen liegt ein Stein, ein Huhn geht durch das Bild. Die Umgebung ist ärmlich, das Mädchen trotzig. Es ist die Autorin als Fünfjährige im ungarischen Csikvánd, wo Agota Kristof am 30. 10. 1935 geboren wurde.

«Dunkel, schwierig» Die Schweiz habe eine ihrer grossen Schriftstellerinnen verloren, sagte Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamts für Kultur, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Gemessen an der Qualität ihrer Arbeit sei ihr Werk zu wenig bekannt. Die Bücher der verstorbenen Autorin seien «dunkel, schwierig und keineswegs von Lebensfreude geprägt», erklärte Jauslin das Missverhältnis zwischen Kristofs literarischer Bedeutung und ihrer Bekanntheit. «Ihre Werke berühren einen tief.» Als Person bleibe ihm Kristof als liebenswert und zurückhaltend in Erinnerung. 


1 Kommentar:

  1. Selten haben mich Bücher so gefesselt wie ihre Werke. Diese Mischung aus Kälte, Brutalität und einer seltsamen Art von Liebe sind außergewöhnlich. An vielen Stellen in ihrem Buch "Das großse Heft" habe ich mit nichts gerechnet und wurde von heftigen, deutlichen und klar beschriebenen Szenen überrascht, die mich geschockt aber gleichzeitg, durch ihre Nähe zu den Charakteren die sie vermittelt, auch berührt haben.
    Ich habe ihre Triologie verschlungen und mehrere Male gelesen und bis jetzt auch leider noch keine ähnlichen Bücher gefunden die ähnlich hart und deutlich geschrieben sind.
    Sie ist meine Lieblingsautorin und ich kenne keinen der in vergleichbarer Art und Weise schreibt wie sie.

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