13 Dezember 2014

Lesen macht klug und schoen 1151 - Ulrike Draesner - Sieben Sprünge vom Rand der Welt

Was es bedeutet, die Heimat zu verlieren …"Krieg, Flucht und Vertreibung: Ulrike Draesner ergründet in einem glänzenden Roman die Verfasstheit einer traumatisierten Generation."
Ulrike Draesner - Sieben Sprünge vom Rand der Welt
Roman

Ulrike  Draesner - Sieben Sprünge vom Rand der Welt

Luchterhand Literaturverlag, München 2014
ISBN 9783630873725
Gebunden, 560 Seiten,
21,99 EUR
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)

Was es bedeutet, die Heimat zu verlieren …
Simone Grolmann ist 52, etabliert und angesehen, Professorin für Verhaltensforschung, Mutter einer Tochter, ein analytischer Mensch. Und doch hat sie Angst. Angst vor Schnee. Die Angst ist tief in ihr, versunken wie der Breslauer Wald, durch den ihr Vater, sein behinderter Bruder Emil und Lilly, die Mutter der beiden, in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1945 stapften, bei minus 21 Grad: drei Menschen mit drei durchweichten Pappkoffern. 17 Jahre vor Simones Geburt war das, und doch ist es ihre eigene Angst.

Simone liebt ihren Vater Eustachius – und kommt ihm gleichwohl nicht nah. Eustachius Grolmann, 83, ist ein Kriegskind. Aufgewachsen im Propagandastaat, 1945 aus Schlesien in den Westen geflohen. Noch immer wird er von den Erinnerungen an die Flucht und den Tod seines Bruders heimgesucht. »Sei froh, dass du lebst.« Diesen Nachkriegssatz hat er sich selbst so oft vorgesagt, bis er glaubte, das, was er spürte, könnte nun endlich dieses Frohsein sein.
Ulrike Draesner kreuzt die Lebenswege der schlesischen Grolmanns mit dem Schicksal einer aus Ostpolen nach Wrocław vertriebenen Familie. Vier Generationen kommen zu Wort. Virtuos entwirft sie ein Kaleidoskop der Erinnerungen, die sich zu immer neuen Bildern fügen. Sie zeigen, wie die durch Flucht und Vertreibung ausgelösten Traumata weiterwirken und wie sich seelische Landschaften von einer Generation in die nächste weitervererben. Die Geschichten der Grolmanns und der Nienaltowskis werden zum Spiegel von hundert Jahren mitteleuropäischer Geschichte. Sie erzählen von den Mühen und Seligkeiten zwischen Eltern und Kindern, von Luftwurzeln, Freiheit und Migration.


Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, eine der profiliertesten deutschsprachigen Autorinnen, lebt in Berlin. Ihr Werk umfasst Lyrik, Prosa, Essayistik, Hörspiel. Vor allem für ihre Gedichte und Romane wurde Ulrike Draesner mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Joachim-Ringenatz-Preis für Lyrik (2014), dem Roswitha-Preis (2013), dem Solothurner Literaturpreis (2010) und dem Drostepreis (2006). Sie schreibt Romane, Erzählungen und Gedichte, und interessiert sich für Naturwissenschaften ebenso wie für kulturelle Debatten.
www.draesner.de




Presse:

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.07.2014;
Auch wenn Katharina Teutsch nicht die ganzen 500 expressiven Seiten dieses Romans von Ulrike Draesner mitgeht - der Text hat es in sich, meint sie. Teutsch verweist damit auf die sprachliche Kunstfertigkeit der Autorin, der es laut Rezensentin gelingt, die Familiengeschichte des Affenforschers Eustachius Grolmann, die gesellschaftliche Verfassung zwischen 1939 und 1945, den Kreislauf von Heimat, Flucht und Heimkehr und die philosophische Frage nach Empathie bei Mensch und Tier mittels Figurenrede und dank eigener Kenntnisse der Neurowissenschaften in einen insgesamt packenden Text zu fassen.


Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.05.2014;
Mit viel Lob bespricht Rezensent Samuel Moser Ulrike Draesners neuen Roman "Sieben Sprünge vom Rand der Welt", der ihm das Genre des Familienromans nochmal ganz neu erschließt. Im Grunde genommen liest der Kritiker hier gleich sieben Romane, denn Draesner vermag die Schicksale ihrer Figuren auf ganz eigene Art und Weise zu entfalten. Zunächst folgt Moser Simone Grolman, die das Institut ihres Vaters, eines Affenforschers, übernimmt und dabei auf ungeklärte Fragen - etwa die Erlebnisse des Vaters bei einer mysteriösen Kongo-Expedition oder seine Vertreibung aus Breslau im Jahre 1945 - stößt. Moser bewundert die Kunst der Autorin, die verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven zu verschachteln, Schönes und Schreckliches in gewaltigen Bildern miteinander zu verknüpfen und authentische Dokumente über das Schicksal der "Hitlerkinder" mit ihrer fiktionalen Geschichte zu verbinden. Allein mit den anthropologischen Auslassungen der Autorin ist der Rezensent nicht ganz zufrieden, kann dies aber dank der Wucht dieses herausragenden Romans gern verzeihen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2014:
Dieses Buch von Ulrike Draesner kommt laut Rezensentin Jutta Person im Versuch, mit zerhackten Zeilen und der Auflösung von Sätzen das Stocken der Erinnerung abzubilden, an seine Grenzen. Doch das ist nicht schlimm für die Rezensentin, die diesen Umstand unter Stilprobleme aller Kriegserzählungen subsumiert. Davon abgesehen hat ihr Draesners weit ausgreifender Entwicklungs-, Familien-, Wissenschafts- und Kriegsroman auch gut gefallen. Das liegt an Draesners Kenntnissen, etwa auf dem von ihr hier beackerten Gebiet der Primatenforschung und Anthropologie, aber auch am langen Atem der Autorin, die mit Schlesien und der Vertreibung laut Person ein äußerst klischeebehaftetes Thema angeht, das sich nur weiträumig erforschen lässt, wie die Rezensentin erklärt.

Leseprobe hier



Krieg, Flucht und Vertreibung: Ulrike Draesner ergründet in einem glänzenden Roman die Verfasstheit einer traumatisierten Generation."
Katharina Teutsch / Frankfurter Allgemeine Zeitung (08.07.2014)

"Ulrike Draesners Roman "Sieben Sprünge vom Rande der Welt" gibt dem Familienroman ein neues Format."
Samuel Moser / Neue Zürcher Zeitung (31.05.2014)

"Dieser kluge Roman bleibt spannend bis zum Schluss."
Edelgard Abenstein / Deutschlandradio Kultur (10.03.2014)

"Ulrike Draesner ist mit "Sieben Sprünge vom Rande der Welt" ein großes Prosawerk gelungen, thematisch und stilistisch."
Andreas Puff-Trojan / Der Standard (03.05.2014)

Ulrike Draesners Roman "Sieben Sprünge vom Rande der Welt" nützt exzellent die Möglichkeiten der Sprache."
Martin Halter / Tages-Anzeiger (22.04.2014)

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