20 Dezember 2014

Lillemors Frauenbuchladen bei Wikipedia

Lillemors Frauenbuchladen bei WikipediaDie Lillemors Frauenbuchladen GmbH ist der erste Frauenbuchladen Deutschlands und besteht seit 1975.



Historischer Zusammenhang

Die Unternehmensgründung steht im Zusammenhang mit der Frauenbewegung der 1970er Jahre und verfolgte das Ziel, weibliche Lebenswirklichkeit sichtbar zu machen. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Frauenprojekte wie etwa die Zeitschriften Courage und Emma, mit Frauenoffensive auch ein eigenständiger Verlag.

Frauenbuchladen „Lillemor’s“ in München, Barer Straße 70



Anfänge in der Arcisstraße ab 1975

Am 3. November 1975 wurde Lillemors Frauenbuchladen in der Arcisstraße in München-Schwabing von sechs engagiertenFeministinnen gegründet: Susanne Aeckerle, Ute Geissler, Sabine Holm, Gerlinde Kowitzke, Mara Kraus und Monika Neuser. Die Buchhandlung verstand sich von Anfang an nicht nur als Verkaufsstelle von feministischer Literatur, sondern auch als Kommunikationszentrum für Frauen, die sich über Frauenkultur, die Frauenbewegung und Frauenpolitik austauschen wollten. Lillemors übernahm den Verkauf des Bestsellers Häutungen von Verena Stefan aus dem Verlag Frauenoffensive. Dieser war anfangs in anderen Buchhandlungen nicht erhältlich.

Um ihrem Anspruch als Kommunikationsort gerecht zu werden, veranstaltete die Buchhandlung häufig Lesungen und Diskussionen, unter anderem mit Verena Stefan, Karin Struck und Angelika Mechtel.Die Räume waren ausschließlich Frauen zugänglich.

Namensgebung:
Bei der Eintragung ins Handelsregister wurde der von den Gründerinnen gewählte Firmenname „Frauenbuchladen“ von den Behörden nicht akzeptiert. „Es wurde ihnen gesagt, so etwas Merkwürdiges wie einen ‚Frauenbuchladen‘ gäbe es nicht, da müsste auf jeden Fall ‚ein g’scheiter Name her‘.“[4] Die recht spontane Entscheidung für den Zusatz „Lillemors“ (schwedisch für „kleine Mutter, Mütterlein“) erfolgte aus dieser Notwendigkeit heraus.

Wirtschaftliche Aspekte

Seit der Gründung stellt Lillemors Frauenbuchladen die finanzielle Basis für die dort tätigen Frauen dar und strebt ein alternatives Arbeitsmodell an, das ohne klassischeArbeitsteilung und Hierarchien auskommen sollte. Die derzeitigen Geschäftsführerinnen Andrea Gollbach und Uschi Neubauer arbeiteten von 1979 bzw. 1982 bis 1996 im Team mit anderen Frauen und sind seither gemeinsam für Buchladen und Galerie verantwortlich.

Galerie





Die Buchhandlung ist zugleich Galerie und präsentierte über die Jahre eine Vielzahl von Ausstellungen aus den Bereichen Malerei, Fotografie und Skulptur, unter anderem vonUlrike Rosenbach, Inea Gukema und Cosy Piero. Ziel ist es, Frauen eine Möglichkeit zu geben, „ihre Werke in etwas privaterem Rahmen zu präsentieren, gerade wenn sich die Künstlerinnen noch nicht ganz in ‚offizielle‘ Räume trauen“.[5] Die Kombination von Buchhandlung und Galerie schafft die „Verbindung von Wort- und Bildkunst, Lesen und Betrachten“.[6]

Politische Auseinandersetzungen um eine Preisverleihung 1987/88:
Eine Jury aus Stadträtinnen, Journalistinnen und Frauen aus dem Bildungs- und Kulturbereich wählte Lillemors für den Förderpreis für Frauenforschung und Frauenkultur der Landeshauptstadt München aus. Der Stadtrat Peter Kripp argumentierte dagegen, dass der Frauenbuchladen den Preis nicht erhalten solle, weil das Zutrittsverbot für Männer das Miteinander der Menschen erschwere. Als die Versammlung des Münchner Stadtrats die Entscheidung der Jury bestätigen sollte, wurde die Ehrung vorläufig aufgehoben:CSU, FDP und die USD, die aus zwei ausgetretenen SPD-Stadträten bestand, zogen die korrekte Zusammensetzung der Jury in Zweifel. Sie behaupteten auch, der städtische Preis stehe einem Gewerbebetrieb nicht zu. Der Streit dauerte ein Jahr und wurde schließlich durch ein Rechtsgutachten zugunsten von Lillemors entschieden.

Umzug in die Barer Straße 2001:



Am 3. April 2001 zog der Laden in die Barer Straße in Maxvorstadt um. 
Seitdem ist die Buchhandlung auch für Männer geöffnet.

Gegenwart:
Lillemors hat seine Besonderheit als Kommunikationszentrum seit den Anfängen behalten. Sowohl Kundenkreis als auch Sortiment weisen aber im Gegensatz zu den stark politisch orientierten Gründungsjahren eine viel größere Bandbreite auf: Mehr als 4000 Titel zu frauenspezifischen Themen sind auf Lager, darunter zum Beispiel auch Krimisund Bücher zum Thema Reisen. Alle neu oder antiquarisch lieferbaren Bücher aus Deutschland, Europa und den USA werden besorgt, auch Zeitschriften undNichtbuchmaterialien wie CDs, Kalender oder Postkarten sind im Angebot.

Preise und Auszeichnungen
1987: Münchner Förderpreis für Frauenforschung und Frauenkultur, verliehen von der Stadt München, dotiert mit 10000 DM.


2014/15: Buchhandlung des Jahres in der Kategorie „Spezialbuchhandlung“, verliehen von der Fachzeitschrift Buchmarkt

Literatur
Katharina Reintjes: Bücher und Bilder beim „Mütterlein“. In: Robert Gigler (Hrsg.): Seitenwege. 33 ungewöhnliche Buchhandlungen in München. München Verlag, München 2007, S. 90-93.

Weblinks
Commons: Barer Straße 70 (München) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Website der Lillemors Frauenbuchladen GmbH http://www.frauenliteratur.de/


Einzelnachweise

↑ Elisabeth Zellmer: Töchter der Revolte? Frauenbewegung und Feminismus der 1970er Jahre in München Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2011, S. 173; Mitteilung zur Gründung, abgerufen am 13. Dezember 2014; Chronik FrauenMediaTurm zur Gründung von Lillemors am 3. November 1975, abgerufen am 13. Dezember 2014.
↑ Richard Deiss: Kaufhaus der Worte. 222 Buchhandlungen, die man kennen sollte., Books on Demand, 7. Auflage, 7. April 2014, ISBN 3842300565, S. 53.
↑ Mitteilung zur Gründung, abgerufen am 7. Dezember 2014.
↑ Katharina Reintjes: Bücher und Bilder beim ‚Mütterlein‘. In: Robert Gigler (Hrsg.):Seitenwege. 33 ungewöhnliche Buchhandlungen in München München Verlag, München 2007, S. 92.
Hochspringen ↑ Katharina Reintjes: Bücher und Bilder beim „Mütterlein“, in: Robert Gigler (Hrsg.): Seitenwege. 33 ungewöhnliche Buchhandlungen in München. München Verlag, München 2007, S. 92-93.
↑ Katharina Reintjes: Bücher und Bilder beim „Mütterlein“, in: Robert Gigler (Hrsg.): Seitenwege. 33 ungewöhnliche Buchhandlungen in München München Verlag, München 2007, S. 92.
↑ Andrea Böhm: Das Reservat., in: Emma, Ausgabe März 1988, S. ?.
↑ kicks: 15 Jahre Lillemors Frauenbuchladen., in: Münchner Lokalberichte 24 vom 28. November 1990, 8, abgerufen am 13. Dezember 2014.
↑ Die Gewinner des BuchMarkt-Wettbewerbs Buchhandlung des Jahres 2014, abgerufen am 13. Dezember 2014.

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