26 Juni 2017

Lesen macht klug und schoen 1274 - Teresa Präauer - Oh Schimmi


Ein Liebesreigen, eine Taugenichts-Geschichte, gemacht aus den Elementen, Bildern und Codes des 21. Jahrhunderts.

Teresa Präauer - Oh Schimmi
Roman


Wallstein Verlag, Göttingen 2016
ISBN 9783835318731
Gebunden, 204 Seiten,
19,90 EUR
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)

Wie kann einer sich bloß derart zum Affen machen und so blöd anstellen beim Zappen durchs Fernsehprogramm und auf seinen Wegen durch die Bars und Nagelstudios der Großstadt? Ständig auf der Suche nach der nächsten Liebe, meistens im falschen Moment unterbrochen vom Handyläuten der eigenen Mutter. Teresa Präauers Buch zeigt, dass Anbaggern oder Aufreißen noch immer eine sportliche Disziplin ist, die aus kopulierenden Wörtern gemacht ist.

Teresa Präauer, geboren 1979, ist Autorin und bildende Künstlerin und lebt in Wien. Sie studierte Malerei und Germanistik in Salzburg, Berlin und Wien.
Ihr Roman »Für den Herrscher aus Übersee« wurde zur Frankfurter Buchmesse 2012 mit dem aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Prosadebüt ausgezeichnet. Im Herbst 2014 erschien der Künstlerroman »Johnny und Jean«, ausgezeichnet mit dem Droste-Literaturförderpreis und dem Förderpreis zum Hölderlinpreis 2015 und nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2015.
2015 war sie als »Honorary Fellow in Writing« im »International Writing Program« an der University of Iowa, 2016 lehrt sie als S.-Fischer-Gastprofessorin am Peter-Szondi-Institut der FU Berlin, 2017 als Writer in Residence am Grinnell College in den USA.
Teresa Präauer schreibt regelmäßig für Zeitungen und Magazine zu Theater, Kunst, Literatur, Mode und Pop.
Presse


Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.11.2016
Sichtlich amüsiert und zufrieden resümiert Rezensentin Eva Behrendt den neuen Roman der Autorin Teresa Präauer. In "Oh Schimmi" geht es um einen gehandicapten Teenager, der sich in die "Nagelstudio-Kundin Ninni" verliebt und nichts unversucht lässt, sie für sich zu gewinnen. Wo das Buch an Story spart, spielt die Sprache die Hauptrolle, so die Rezensentin. Beispielsweise hat Präauer ihrem Protagonisten Schimmi eine seltsame Eigenart mit in die Wiege gelegt, nämlich möglichst viele Worte und Namen mit einem "i" zu versehen, ein Kunstgriff der unendlich vielen neuen Wörtern führe. Als Beispiele führt die Rezensentin "Siffilisation", "Swirifsky-Steine" oder "Kirrelation" an. Kann man 200 Seiten lesen, gespickt mit literarische Raffinessen, doch ohne eine einzige Identifikationsfigur? "Allerdings", verkündet die Kritikerin. Hier funktioniert es.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 05.11.2016
Swantje Karichs Kritik ist ebenso knapp wie überschwänglich: Provokativ, angriffslustig, unmöglich, schlicht brillant findet die Kritikerin Teresa Präauers dritten Roman, der von einem sexbesessenen, größenwahnsinnigen, brutalen und geistig beeinträchtigtem Muttersöhnchen erzählt. Ein außergewöhnlicher Roman, dessen Lyrik den Leser wie "Krakenarme" umschließt, lobt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.10.2016
Gerhard Melzer staunt, wie es Teresa Präauer in ihrem dritten Roman gelingt, von ihrem geistig behinderten, von Größen- und Allmachtswahn besessenen Helden Schimmi Schamlos ganz ohne erzählerische Gradlinigkeit und psychologische "Tiefenbohrungen" zu erzählen. Umso beeindruckender erscheint dem Kritiker die Sprache: "Da zucken Fundstücke aus der Populärkultur auf, da züngeln Anglizismen, da rumort der Jargon der Jugendsprachen, und da flimmert und flirrt vor allem ein Netz seltsamer Neologismen", um die Kluft zwischen Realität und megalomanischem Anspruch, "hohler Rhetorik" des Größenselbst und leise durchscheinender kindlicher Verletzung zu veranschaulichen, erklärt der Rezensent. Wie die Autorin Schimmis Zustand zwischen Tragik und Komik oszillieren lässt und dabei seine "denaturierte Welt" schildert, scheint Melzer gefallen zu haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2016
Rezensentin Insa Wilke findet es einfach großartig, wie "fröhlich pfeifend" Teresa Präauer immer wieder in den verschnarchten Literaturbetrieb grätscht. Den Witz der Künstlerin erklärt uns Wilke als eine Art der Falltürakrobatik, etwa wenn sie die Aufforderung "Kommentiere!" mit einem "Tiere kommen" beantwortet. Ihren neuesten Spaß liest man am besten mit einer Affenmaske, empfiehlt Wilke, denn "Oh Schimmi" sei zwar unglaublich klug, aber auch unglaublich albern. Der Plot tauge nicht einmal als Alibi, baut Wilke falschen Erwartungen vor, der Roman sei eine "gesellschaftskritische Satire auf die gesellschaftskritische Satire", aber eher noch eine "Hommage auf alles Äffische". Dass Präauer dabei im Witz die Wahrhaftigkeit sucht, macht für die Rezensentin die Größe dieser Artistin aus.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.09.2016
Rezensent Alexander Cammann flaniert mit Teresa Präauer für seine Besprechung ihres neuen Romans "Oh Schimmi" durch Wien - und stimmt erwartungsgemäß eine Hymne an: Dass sich die Autorin vom "Inhaltismus" der Gegenwartsliteratur verabschiedet, stattdessen die sprachliche Freiheit und den Exzess feiert und "verrückt und verstörend" zwischen Tragik und Komik mäandert, findet der Kritiker schlicht brillant. Er folgt hier dem zwischen Genialität und Unterbelichtung pendelnden, wenig sympathischen Ich-Erzähler Schimmi, der eingesperrt von seiner Mutter im gemeinsamen Apartment, seine Tage mit Tierfilmen und Sex-Hotlines verbringt, wenn er nicht gerade Ausbruchsversuche in einem Affenkostüm unternimmt. Wenn Präauer ihren eigensinnigen Helden in einem endlosen inneren Monolog losplaudern lässt, Jugendslang, Wissenschaftsjargon, Hip-Hop-Einlagen und Wortneuschöpfungen rhythmisch durchmischt, vernimmt Cammann gar das "Grundrauschen dieses bizarren 21. Jahrhunderts".







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen