Christa Mulack - Gewalt im Namen Gottes
Ursachen und Hintergründe im biblischen Monotheismus
ISBN 978-3-8288-3641-9
382 Seiten, Paperback
Tectum Verlag 2016
17,95 Euro
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Dienstag, 20.6.2017 um 20 Uhr liest bei uns im Lillemors Buchladen:
CHRISTA MULACK: "Gewalt im Namen Gottes" - Ursachen und Hintergründe im biblischen Monotheismus-
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Christa Mulack spürt der religiösen Gewalt im Namen des Einen Gottes der Bibel nach, an der das alte Israel einst zerbrach und an der die Menschheit bis heute leidet. Sie beschreibt, wie die Israeliten im babylonischen Exil von einer fanatisierten Priesterschaft in den monotheistischen Glauben mit Hilfe von Drohungen und Schuldzuweisungen hineingezwungen wurden. Und die Verheißungen, mit denen sie gelockt wurden, haben sich bis heute nicht erfüllt.
Mit dem Siegeszug des Monotheismus und seiner Heiligen Schrift wurde Gewalt zu einem festen Bestandteil der Religion. Zugleich wurde auch das Göttlich-Weibliche verdrängt, die bis dahin auch in Israel beheimateten und hoch verehrten Göttinnen Aschera und Astarte. Die Abwertung des Weiblichen hält bis heute an. Statt diesen Ur-Grund unserer Kultur permanent zu verdrängen, sollten wir ihn in unser kulturelles Gedächtnis ebenso wie in unser Bewusstsein integrieren. Nur so kann der Religion der Zahn der Barbarei gezogen werden.
Dr. Christa Mulack wurde 1943 in Hamburg geboren, hat Theologie und Erziehungswissenschaften studiert und über die Kabbala promoviert. Sie hatte Lehraufträge an verschiedenen Universitäten und kirchlichen Hochschulen. Sie ist Autorin kulturkritischer Bücher zu theologischen und psychologischen Themen (u.a.: „Maria – die geheime Göttin im Christentum und Der veruntreute Jesus“).http://www.christa-mulack.de/buecher.htm
Das christliche Abendland ist stolz auf die Abschaffung des Polytheismus und den eigenen monotheistischen Glauben. Gegenwärtig empört es sich über die Massenexekutionen sog. „Ungläubiger“ und die Zerstörung unwiederbringlicher Kulturgüter im Nahen Osten durch den terroristischen „Islamischen Staat“, der auf diese Weise den „wahren“ Glauben an „Allah allein“ verbreiten will. Wir scheinen aber vergessen zu haben, dass sich auch der monotheistische Glaube der hebräischen Bibel – dem Alten Testament – nach eigenen Aussagen nur mit genau diesen Methoden durchzusetzen vermochte:
Zuerst in Juda, später – in verchristlichter Form – im Mittelmeerraum und schließlich in Europa. Die Bibel als „Heilige Schrift“ war Vorbild für den Koran, auf den sich der IS beruft. Sie wird in beiden Teilen – dem Alten und Neuen Testament – nach wie vor in allen Kirchen als „Wort Gottes“ ausgegeben. – Ein Skandal!
Diesen Hintergrund deckt das vorliegende Buch auf. Es zeigt, wie sehr der monotheistische Glaube als zwanghaft-autoritäre Weltdeutung in der Tat „die Welt veränderte“ durch seine kategorische Ausschaltung und Bekämpfung zum einen des Weiblichen, zum anderen aller polytheistischen Religionsformen.
Mit ihnen verehrten die Menschen einst, was für alle sichtbar, spürbar und erfahrbar war. In dieser Evidenz lag ihr großer Vorteil; an ihr aber mangelt es dem Monotheismus bis heute. Daher führte der Glaube an nur einen Gott als HERRN zu einer besonders starken Pathologisierung des Männlichen, die in zwei Kapiteln ausführlich beschrieben wird.
Sie lässt sich bereits in der Bibel gerade bei jenen Propheten aufzeigen, die in einem monotheistisch-priesterlichen „Vater“haus aufwachsen mussten – wie Hosea, Jeremia, Hesekiel –, an einem Ort, wo der religiöse Fanatismus seine erste Heimat fand.
Von hier aus führt ein gerader Weg über die Fanatisierung judäischer Gruppierungen – wie Makkabäer und Zeloten (auf die sich auch die heutigen Taliban noch berufen) – zur abendländischen Inquisition, ebenso wie zur „Schwarzen Pädagogik“ der Neuzeit. Schließlich mündet er in den Terror des Islamischen Staates. Mit ihm wird uns aufs Deutlichste vor Augen geführt, was wir viel zu lange in kollektiver Verdrängung gehalten haben.
Das Buch zeigt aber auch, was re-ligio ursprünglich als „Rückbindung“ an die Wirklichkeit des Menschen – Natur, Erde, Kosmos – einmal bedeutete und der Menschheit friedliche Jahrtausende bescherte. Dass es dabei aber nicht um Fiktionen ging, bestätigen archäologische Funde im europäisch-asiatischen Raum. Beschrieben wurden sie von James Mellaart in Anatolien, dem Land der Mütter, und von Marija Gimbutas in Alt-Europa, dem Donaubecken.
Das früheste und umfassendste Indiz für dieses jahrtausendealte Weltbild entstammt dem wohl tiefsinnigsten philosophischen Text des Laotse: dem Tao-te-king aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert. – Auch wenn es von vielen Übersetzern patriarchalisiert wurde, so ist doch nach wie vor erkennbar: Laotse ist der letzte antike Philosoph, der im Weiblichen – in der Symbolik von Wasser, Urschoß und Himmelstor – als „Mutter der Zehntausend Wesen“ den Urgrund allen Seins erkannt hat.
Dieser Ansatz findet heutzutage Bestätigung in der modernen Biologie wie auch in der Astrophysik, die vom Kosmos als einer „gebärenden Kraft“ spricht. Wir werden somit genötigt, dieses neue – uralte – Wissen in unser kollektives Bewusstsein zu integrieren, um so den längst fälligen Wandel herbeizuführen. Die Alternative wäre: untergehen – gemäß dem Slogan: Die Zukunft ist weiblich – oder gar nicht.
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