16 Februar 2015

Lesen macht klug und schoen 1161 - Nadifa Mohamed - Der Garten der verlorenen Seelen

Nadifa Mohamed - Der Garten der verlorenen Seelen
Roman

Cover des Buches 'Der Garten der verlorenen Seelen'


C. H. Beck Verlag, München 2014
ISBN 9783406663130
Gebunden, 269 Seiten, 19,95 EUR
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Aus dem Englischen von Susann Urban. Drei Frauen, deren Schicksal unwiderruflich miteinander verknüpft ist, die Feindinnen werden könnten und am Ende ein prekäres Bündnis des Überlebens schließen – die neun Jahre alte Dequo, die aus dem Flüchtlingslager, in dem sie geboren ist, in die Stadt flieht; Kawsar, eine einsame Witwe, die um ihre Tochter trauert und an ihr Bett gefesselt ist, und Filsan, eine junge Soldatin, die mithelfen soll, den Aufstand zu unterdrücken. In ihrem Roman „Der Garten der verlorenen Seelen“ erzählt die britische Autorin Nadifa Mohamed eine Geschichte aus Somalia, einem Land kurz vor dem Bürgerkrieg. Innig, offen, voll Schönheit und gelegentlich wilder Liebe erzählt sie von gewöhnlichen Leben in außergewöhnlichen Zeiten. Wir sehen und hören, riechen und fühlen das Land, eine fremde Welt, und fühlen uns doch erinnert an die Geschichte anderer zerfallener, zerstörter Staaten, an den Libanon, Jugoslawien, Syrien. Und wie überall sind es die Netzwerke der Frauen, die ein Weiterleben ermöglichen.

Nadifa Mohamed, 1981 in Hargeisa, Somaliland geboren, kam als Kind mit ihrer Familie nach London und studierte in Oxford Geschichte und Politik. 2014 erschien bei C.H.Beck ihr Roman „Der Garten der verlorenen Seelen“. Ihr Roman „Black Mamba Boy“, der zuerst 2010 erschien, stand auf der Longlist des Orange Prize for Fiction und auf der Shortlist des Guardian First Book Award, des Dylan Thomas Award, des John Llewellyn Rhys Prize, des PEN/Open Book Award und gewann den Betty Trask Award. Mohamed wurde von der renommierten Literaturzeitschrift „Granta“ zu den zwanzig „Best of Young British Novelists“ gezählt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nadifa_Mohamed

Presse:

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.08.2014
Rezensentin Bernadette Conrad hat mit "Der Garten der verlorenen Seelen" der somalischen Autorin Nadifa Mohamed ein herausragendes Buch über ihr Heimatland gelesen, denn Mohamed gelinge es, Somalia nicht nur als von der Grausamkeit des Krieges gezeichnetes Land zu porträtieren, sondern auch die Schönheit der somalischen Landschaft und Kultur einzufangen. Conrad liest die Geschichte mehrerer Frauenschicksale, Soldatinnen, Mädchen, Prostituierte und alte Frauen, die im Somalia der späten 1980er Jahre die gespannte Stimmung vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs erleben. Die Kritikerin rühmt nicht nur Mohameds Vermögen, die fast "unerträgliche" Gespanntheit zwischen Schrecken und Schönheit zu schildern, sondern hat nach der Lektüre auch einen ersten Eindruck von Somalia erhalten.




Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2014
Hubert Winkels hat Nadifa Mohameds Roman aus dem kriegs- und bürgerkriegsgeschüttelten Somalia mit großer Anteilnahme gelesen, wenn er auch in ästhetischer Hinsicht nicht zufrieden ist. Die in London aufgewachsene somalische Autorin erzählt von drei Frauenschicksalen im Somalia Ende der 1980er Jahre, nämlich vom Waisenkind Deqo, der Armeeoffizierin Filsan und der gütigen älteren Kawsar, deren Lebenswege sich ganz zu Anfang des Romans durch zwei Akte der Gewalt verschlingen, sich immer wieder kreuzen und am Ende in einer großen "postapokalyptischen Apotheose" zum großen Schlussbild vereinen. Wenn am Ende die Offizierin die schwer verletzte Kawsar auf einer Schubkarre durch die Wüste schiebt, deren Vorderrad immer wieder von Deqo freigelegt werden muss, untergräbt das in seinem Pathos und seiner Kitschigkeit den ganzen Roman, moniert der Rezensent. Bis dahin zeigt Mohamed erschütternd faktisch die allgegenwärtige Brutalität, die das Land durchdringt. Die neue Frauenfamilie als "ästhetisches Programm" überzeugt Winkels schon wegen der augenfälligen Hollywoodfähigkeit nicht, aber er kann sich einer gewissen Rührung trotzdem nicht entziehen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.03.2014
Somalia, wie Somalier es sehen, erlebt Katharina Granzin in diesem zweiten Roman von Nadifa Mohamed. Dass die heute in London lebende Autorin selbst aus Somalia stammt und regelmäßig dorthin zurückkehrt, merkt man dem Text um drei Frauenschicksale zur Zeit des Bürgerkriegs in den 80er Jahren laut Grazin unbedingt an. Drei Generationen, drei Schicksalen begegnet Granzin und stellt fest, wie die Autorin ihre Figuren mit Würde und Haltung ausstattet, um der allgegenwärtigen Gewalt gegen den weiblichen Körper zu begegnen. Die glückliche Wendung, die die eigentlich tragische Geschichte nimmt, erscheint der Rezensentin zwar geradezu märchenhaft, doch immer noch realistisch genug. Ein Buch für die Leinwand, findet Granzin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2014
Hans-Peter Kunisch wäre hellauf begeistert von Nadifa Mohameds zweitem Roman "Der Garten der verlorenen Seelen", wären da nicht die verflixten letzten Kapitel. Die Geschichte spielt in den Jahren 1987 und 1988 in Somalia und beschreibt die Anfänge des ausbrechenden Bürgerkriegs aus der Perspektive ihrer drei Protagonistinnen: Kawsar, der Witwe eines Polizeipräsidenten, Deqo, ein neunjähriges Waisenkind, und Filsan, Soldatin und Tochter eines Offiziers. Die unheimliche Spannung geht von Mohameds trocken-realistischen Schilderungen aus, die sich "die Antriebskraft der dramatischen Wirklichkeit" der Region selbst zunutze machen und ohne unnötige Schnörkel auskommen, erklärt der Rezensent. Am Ende des Buches bricht sie allerdings mit diesem Realismus und bemüht den Zufall, um eine künstlich wirkende harmonische Auflösung einzuleiten, verrät Kunisch, dem diese Wendung die ersten zweihundertfünfzig Seiten zwar nicht verderben konnte, seiner Euphorie aber dennoch einen Dämpfer versetzt hat.


"Nadifa Mohamed hat ein vielfach überraschendes Buch vorgelegt. Den beginnenden Bürgerkrieg in Somalia schildert sie aus dem Blickwinkel dreier unterschiedlicher Frauen. Ihr Schicksal ist verknüpft. Sie könnten Feindinnen werden. Aber es kommt zu einer unerwarteten Allianz. Überall in der Welt sind es die Frauen, die mit ihren Netzwerken in zerstörten Staaten das Überleben möglich machen. Dieser Roman schärft dafür den Blick. In einer unglaublichen sprachlichen Virtuosität. Poetisch, bilderreich, wild." (Hans J. Jansen, Buchhändler u. Journalist, Ginsheim-Gustavsburg. In: Bücher-Medien-Magazin HITS für KIDS, Print-Ausgabe 42/2014)


NADIFA MOHAMED "DER GARTEN DER VERLORENEN SEELEN" Neue Familie
Nadifa Mohamed erzählt vom Bürgerkrieg in ihrer Heimat Somalia. VON HUBERT WINKELS
"Auf den Wegen durch die brutalisierte Stadt des Krieges treffen wir immer wieder dieselben Personen. Man muss aufmerksam lesen, um zu merken, dass auch die Nebenfiguren ständig in neuen Zusammenhängen auftauchen. Der Roman arbeitet hart an der Rettung seines Personals. Die matrilineare Selbsthilfegruppe stiftet schließlich eine Familie als Zelle einer neuen Ordnung. Somalia, so kann man das übersetzen, ist nicht verloren. In der avanciert modernen Literatur wäre eine Rettung wesentlich über die Erzählform inszeniert. Bei Nadifa Mohamed geschieht es über einen human inspirierten Inhalt. "
http://www.zeit.de/2014/12/nadifa-mohamed-garten-der-verlorenen-seelen

"Sagen Sie jetzt bloß nicht Weltliteratur" Es gibt auch ein Menschenrecht auf Schwäche: Nadifa Mohamed, geboren 1981 im somalischen Hargeisa, schreibt Romane jenseits von allen Afrika-Klischees. Eine erhellende Begegnung in Berlin.
"In Wahrheit aber ist dieses Buch – das zweite der Autorin, die in Oxford Geschichte und Politik studiert hat – eine atemberaubende und gleichzeitig in allen Details glaubhafte, ja hyper-präzise Widerlegung unseres westlich-selbsthasserischen Köhlerglaubens, dass erst existenzielle Not die Menschen zu wahrer Solidarität zwinge. Im Roman ist das Gegenteil der Fall. Und was seine drei Protagonistinnen – ein Mädchen aus einem Flüchtlingscamp, eine verbitterte Witwe und eine langsam zweifelnde Armeeangehörige – erleben, wird zu einer dantesken Hölle aus Hitze, Hektik, Exkrementen, Zwangsprostitution, Verrat und jener fast normalen Alltagsschuftigkeit, die das eigene Überleben auch um den Preis fremden Leids sichern muss"
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article126227524/Sagen-Sie-jetzt-bloss-nicht-Weltliteratur.html

"A complex history is often deftly sketched. Wonder at independence ("our first Somali textbooks, our first airline") gives way to the "five-point star on the flag" – the irredentist aspirations to unite a motherland sundered by colonial borders, that spell war first with Kenya then Ethiopia. Yet history is best revealed in haunting details."


"Part of her difficulty with The Orchard of Lost Souls was the harrowing nature of the material. The novel begins in Mohamed's home city of Hargeisa in 1987, on the cusp of the Somali civil war. It charts the intersecting fate of three female characters. Kawsar, a middle-aged widow, sees Deqo, a nine-year-old girl, being attacked at a government parade. She steps in to defend her but Filsan, a female soldier, arrests her. These are the lost souls who, must find themselves. The story is brutal but compelling – leavened with the poetic language that characterised Mohamed’s first book."
http://www.telegraph.co.uk/culture/books/10245211/Nadifa-Mohameds-Somali-journey.html

"Three memoirs by Somali women – Aman (published under a pseudonym, Aman: the story of a Somali girl was published in 1994), Waris Dirie (the former model whose first memoir, Desert Flower, came out in 1998 and was turned into a film in 2009) and Ayaan Hirsi Ali (a politician and activist whose Infidel came out in 2010) – have followed in Ismaa'il's footsteps and, in Dirie and Ali's cases, even reached bestseller status. These memoirs are also 'as told to' or ghostwritten and follow the same route from a 'pristine', timeless Somali way of life to the bright lights of the West. All three women flit continuously from one identity to another; we read about life as a Bond girl, a Nairobi fundamentalist, a Mogadishu good-time girl, a MacDonald's burger flipper, but the slow ascent from "barbarianism" to "civilisation" appears central to each narrative. While Aman's account seems anthropological in purpose, Dirie's and Ali's are polemics against the way women are treated in Somali or Muslim cultures. Both feature extremely vivid descriptions of female genital mutilation and beseech the reader to join efforts to stop the practise worldwide. To varying degrees Dirie and Ali are outsiders who look back on the world they left with an almost proselytising zeal; it is not hard to imagine them in that colony in the Cotswolds alongside Ibrahim Ismaa'il, plotting the imminent revolution. - See more at: http://www.asymptotejournal.com/article.php?cat=Special_Feature&id=70&curr_index=380&curPage=contributors#sthash.ZaARpKF0.dpuf

Vorschau: Erscheint am 21. Januar 2015,




Mohamed, Nadifa - Black Mamba Boy
Roman
Cover des Buches 'Black Mamba Boy'
2015. 366 S.: Gebunden
ISBN 978-3-406-67596-6
Von Nadifa Mohamed. Aus dem Englischen von Susann Urban
Erscheint am 21. Januar 2015, vorbestellbar, Lieferung bei Erscheinen
19,95 €   inkl. MwSt.
Jemen 1935. Der kleine Jama, ein halbwilder Straßenjunge, streift mit seinen Freunden durch die Gassen Adens auf der Suche nach Nahrung und ein paar Münzen. Als seine Mutter viel zu jung stirbt, begibt er sich, allein und gefährdet, auf eine Odyssee durch das von Kolonialismus und Faschismus verheerte Ostafrika, nach Somaliland, Dschibuti, Eritrea, in den Sudan, bis nach Ägypten, auf der Suche nach seinem geheimnisvollen, nie gesehenen Vater, dann auf der Suche nach Arbeit und einer Grundlage für ein eigenes Leben. Viele Jahre später führt ihn diese abenteuerliche und verzehrende Reise 1947, Jama ist inzwischen Seemann geworden, schließlich nach England. Auf der Grundlage der Erlebnisse ihres Vaters schrieb Nadifa Mohamed diesen schönen, erschütternden und aufwühlenden Roman, ihr Debüt, das in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet wurde.

"Nadifa Mohamed's debut novel, Black Mamba Boy, was her father's story – he was the fictionalised boy who walks across countless miles of scorched terrain to escape the devastation that Mussolini's occupying forces wrought in the East Africa of the 1930s. The success of that novel was confirmed with Mohamed's inclusion in Granta's list of best young British novelists this year"
http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/books/reviews/book-review-the-orchard-of-lost-souls-by-nadifa-mohamed-8771154.html



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