Gila Lustiger - Die Schuld der anderen
Roman
Berlin Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783827012272
Gebunden, 496 Seiten,
22,99 EUR
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Zehn Zeilen - mehr hat Marc Rappaport einem 27 Jahre zurückliegenden Prostituiertenmord, der jetzt durch DNA-Abgleich gelöst sein soll, nicht zu widmen gedacht.
Und doch will er mehr über die Geschichte der jungen Frau erfahren, die mit 18 aus der Enge ihrer Industriekleinstadt nach Paris floh, um zu studieren, und dort in die Prostitution schlitterte.
Dabei stößt er bald auf einen Skandal von schockierendem Ausmaß, der die unlösbaren Verstrickungen von Wirtschaft, Geld und Politik durchscheinen lässt. Was als klassische Ermittlungsgeschichte beginnt, entpuppt sich bald als Gesellschaftsroman über ein ganzes Land und unsere Gegenwart.
Gila Lustiger, 1963 in Frankfurt am Main geboren, studierte Germanistik und Komparatistik an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1987 lebt sie als freie Autorin in Paris. Ihr erster Roman »Die Bestandsaufnahme« erschien 1995, dann 1997 »Aus einer schönen Welt«. Ihr Familienroman »So sind wir« war 2005 für die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominiert. 2011 erschien »Woran denkst du jetzt« und im Frühjahr 2015 ihr großer französischer Gesellschaftsroman »Die Schuld der anderen«, der wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.
Gila Lustiger verarbeitete in ihrem ersten Roman Die Bestandsaufnahme jüdische Schicksale während des Dritten Reiches. #Aus einer schönen Welt ist ein aus weiblicher Perspektive erzählter Eheroman. Mit dem autobiografischen Roman So sind wir, in dem sie die Geschichte einer jüdischen Familie im Nachkriegsdeutschland schildert, erzielte Lustiger einen Publikumserfolg; das Buch stand 2005 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Ihr Roman Die Schuld der anderen wurde 2015 zum Bestseller. 2015 erhielt sie den Robert-Gernhardt-Preis für ihr Romanprojekt Die Entronnenen.
Leseprobe
1.
Es hatte ununterbrochen geregnet, doch schon in den frühen Morgenstunden war sämtliche Feuchtigkeit wieder verdunstet. Paris, für Sonne geradezu erschaffen, strahlte unter einem makellos blauen Himmel. Das Licht tanzte auf dem Fluss, während ein Boot voller träger, selbstvergessener Touristen vorbeizog und unter einer Brücke hindurchglitt. Die Ufermauern waren wie weiß gewaschen. Überhaupt schien dieses Vormittagslicht alle Farben zu schlucken. Nur noch hell, dunkel, Weiß, Ocker, Blau. Und dort, bei den akkurat gepflanzten Bäumen neben der Mauer des Seineufers, ein paar Flecken [...]
Presse:
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2015
Sandra Kegel scheint der Blick von außen bedeutsam, wenn Gila Lustiger, die allerdings seit 30 Jahren in Paris lebt, die kriminellen Verflechtungen von Wirtschaft und Politik in Frankreich literarisch untersucht. Was dabei über die gesellschaftliche Wirklichkeit ans Licht kommt, lässt Kegel ungläubig staunen. Allerdings handelt es sich um einen Krimi. Daher freut sich Kegel auch über die Spannung, die auf den Recherchen der Autorin fußen und auf einem Plot, der auf einen alten Prostituiertenmordfall während der Mitterand-Zeit zurückgreift, um Bestechung, Gewalt und Armut zwischen Frankreichs Eliten und Frankreichs Banlieues auszuleuchten. Eine böse Lektion, findet die Rezensentin.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.05.2015
Kristina Maidt-Zinke scheint überzeugt von Gila Lustigers Einstand im Krimigenre. Das Buch gelingt ihrzufolge, weil die Autorin ihr Steckenpferd der jüdischen Identität und ihr Interesse an politisch-ökonomischen Zusammenhängen und moralischen Fragen in einem gesellschaftskritischen, auf einen realen Fall zurückgehenden Krimiplot unterbringen kann, ohne formelhaft zu wirken. Kunststück, meint die Rezensentin respektvoll zu dem Balanceakt zwischen sozialkritischer Doku und Reißer. Und Erotik kommt auch noch vor!
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.04.2015
Jürgen Ritte ist sehr angetan von Gila Lustigers Kriminalroman. Sehr französisch ist das Buch, findet Ritte, weil es hinter vordergründig einfachen gesellschaftlichen Verhältnissen das abgrundtief Dunkle aufspürt, in diesem Fall die kaputten politischen Verhältnisse und einen Wirtschaftsskandal hinter einem lange zurückliegenden Prostituiertenmord. Das Besondere an Lustigers Text ist dabei für Ritte die nie schwarzweiß gefasste Komplexität der Verhältnisse, der Zwänge und Strukturen, die die Autorin en detail versucht abzubilden, wie Ritte meint. So wird das Buch für ihn zum französischen Sittengemälde, das mit seinem Blick auf barbarische Vorgänge hinter der sakrosankten Egalité für Ritte von bedrückender Aktualität ist.
Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.02.2015
Unterhaltsam und sauber recherchiert findet Dana Buchzik der Roman von Gila Lustiger, die hier erstmals im Krimi-Genre unterwegs ist, wie wir erfahren, und zwar mit Erfolg. Indem die Autorin ihren Journalisten-Ermittler den wahren Fall des Chloracetal einsetzenden Konzerns Adisseo neu aufrollen lässt, erklärt Buchzik, gehe es ihr allerdings nicht um "Detailaufdröselungen", sondern um ein umfassendes Bild der französischen Gesellschaft, insbesondre der Verflechtungen zwischen Wirtschaft und Politik, sowie um Gewalt und Korruption. Dass Lustiger dafür plastische und facettenreiche Figuren und ein spannender Plot einfallen, scheint Buchzik bemerkenswert.
In Gila Lustigers Roman geht es um den Mord an einer Prostituierten. Der Roman spielt in Paris und zeigt die Kehrseite der Grande Nation, die Wahlheimat der deutschen Schriftstellerin.
Pariser Autorin Gila Lustiger - Unsere beste Waffe ist die Raison
Die Terroristen haben mit ihren Anschlägen auch den europäischen Werten den Krieg erklärt. Was können unsere Toleranz und Vernunft gegen ihren Nihilismus ausrichten? Ein Gespräch mit der in Paris lebenden Schriftstellerin Gila Lustiger.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/interview-mit-der-autorin-gila-lustiger-aus-paris-13914391.html
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