15 Juni 2015

Lesen macht klug und schoen 1178 - Kristine Bilkau - Die Glücklichen


Ein großes Generationsporträt unserer ZeitKristine Bilkau - Die Glücklichen
Roman

Kristine  Bilkau - Die Glücklichen

Luchterhand Literaturverlag, München 2015
ISBN 9783630874531
Gebunden, 304 Seiten,
19,99 EUR
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Isabell und Georg sind ein Paar. Ein glückliches. Wenn die Cellistin Isabell spätabends von ihren Auftritten mit dem Orchester nach Hause geht oder der Journalist Georg von seinem Dienst in der Redaktion auf dem Heimweg ist, schauen sie oft in die Fenster fremder Wohnungen, dringen mit ihren Blicken in die hellen Räume ein. Bei abendlichen Spaziergängen werden sie zu Voyeuren. Regalwände voller Bücher, stilvolle Deckenlampen, die bunten Vorhänge der Kinderzimmer. 
Signale gesicherter Existenzen, die ihnen ein wohliges Gefühl geben. Das eigene Leben in den fremden Wohnungen erkennen. Doch das Gefühl verliert sich.

Mit der Geburt ihres Sohnes wächst nicht nur ihr Glück, sondern auch der Druck und die Verunsicherung. Für Isabell erweist sich die Rückkehr in ihren Beruf als schwierig: 
Während des Solos zittern ihre Hände, nicht nur am ersten Abend, sondern auch an den folgenden. Gleichzeitig verdichten sich in Georgs Redaktion die Gerüchte, der Verlag würde die Zeitung verkaufen. Währenddessen wird ihr Haus saniert. Im Treppenhaus hängt jetzt ein Kronleuchter, im Briefkasten liegt eine Mieterhöhung. Für die jungen Eltern beginnt damit ein leiser sozialer Abstieg. 
Isabell und Georg beginnen mit einem Mal zu zweifeln, zu rechnen, zu vergleichen. Jeder für sich. Je schwieriger ihr Alltag wird, desto mehr verunsichert sie, was sie sehen. Die gesicherten Existenzen mit ihren geschmackvollen Wandfarben sagen jetzt: 
Wir können, ihr nicht. Was vertraut und selbstverständlich schien – die Cafés, Läden, der Park, die Spielplätze mit jungen Eltern –, wirkt auf einmal unzugänglich. Gegenseitig treiben sich Isabell und Georg immer mehr in die Enge, bis das Gefüge ihrer kleinen Familie zu zerbrechen droht. 

Kristine Bilkau zeichnet in ihrem Debütroman »Die Glücklichen« das präzise Bild einer nervösen Generation, überreizt von dem Anspruch, ein Leben ohne Niederlagen zu führen, die sich davor fürchtet, aus dem Paradies vertrieben zu werden.

Kristine Bilkau, 1974 geboren, war 2008 Finalistin des Literaturwettbewerbs Open Mike in Berlin und 2009 Stipendiatin der Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. 2010 erhielt sie das Stipendium des Künstlerdorfes Schöppingen und 2013 nahm sie an der Bayerischen Akademie des Schreibens des Literaturhauses München teil. Sie arbeitet als Journalistin für Frauen- und Wirtschaftsmagazine und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. „Die Glücklichen“ ist ihr erster Roman.

Leserstimmen:
http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Gluecklichen-Roman/Kristine-Bilkau/e462474.rhd?mid=8&serviceAvailable=false#tabbox

Presse:


"Kristine Bilkau hat einen fabelhaft gelungenen Debütroman geschrieben, ebenso takt- wie kunstvoll, ganz ohne Händezittern und sehr lesenswert."
Hans-Jürgen Schings / Frankfurter Allgemeine Zeitung (02.05.2015)


"Kristine Bilkaus Debüt "Die Glücklichen" ist mehr als ein Prekariatsroman. Es legt die Risse einer jungen Generation frei, die an der modernen Arbeitswelt scheitert."
Björn Hayer / ZEIT ONLINE (23.03.2015)


""Die Glücklichen" hat etwas zu erzählen über diese Generation, das es so womöglich noch nicht zu lesen gab."
Maren Keller / SPIEGEL ONLINE (18.03.2015)


"Kristine Bilkau hat diesen großartigen Roman geschrieben über die Generation 30+ - eine Generation, die hohe Ansprüche ans Leben stellt und an Scheitern nicht denken will."
Natascha Geier / NDR-Kulturjournal (30.03.2015)


„In nüchternen, manchmal vorsichtig elegischen Sätzen schildert sie, wie die Kleinfamilie klarzukommen versucht mit dem Absturz ins kreative Prekariat.“
Wolfgang Höbel / DER SPIEGEL (11.04.2015)


"Feinsinniger Roman über das Wanken, die Angst vor dem Statusverlust und den eigenen Platz in der Welt."
Verena Lugert / Annabelle (11.03.2015)


"Sie ist eine Erzählerin, die mit jedem Satz etwas Interessantes zu sagen hat."
Eberhard Falcke / SWR2 (12.04.2015)














Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.05.2015
Hans-Peter Kunisch wird nicht wirklich glücklich mit dem Debütroman von Kristine Bilkau. Zu schablonenhaft bleiben die Figuren, die Bilkau zwar aus großer Nähe, wie Kunisch erklärt, doch leider ohne Sinn für die Dramaturgie der Geschichte auftreten lässt. Das Thema des gesellschaftlichen Abstiegs aus der Mittelklasse, im Buch vorgeführt anhand eines Paares, geht dem Rezensenten nur nahe, wenn die Autorin einmal bekannte Motive hinter sich lässt und den Sturz ganz konkret an kleinen Unsicherheiten im Alltag festmacht. Zu lebendigen Individuen werden die Figuren laut Rezensent jedoch nicht, sie bleiben steinerne Beispiele mit sterilen Innenwelten, die Kunisch kaum je rühren

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.05.2015
Rezensent Hans-Jürgen Schings redet nicht groß drum herum: Kristine Bilkaus Debütroman scheint ihm gelungen. Taktvoll erzählt die Autorin darin vom sozialen Abstieg eines Paares von der Familie Sorglos zum ALG-1-Prekariat. Wie Bilkau das macht, präzise, ohne Pathos, dafür mit Kenntnis der Materie und der Psyche der Figuren, findet Schings groß. Formal betört ihn die symmetrische Anlage des Textes, der den Leser die Sorgen des Mannes und die der Frau getrennt betrachten lässt, aber auch die Rituale des Familienlebens laut Schings sehr realistisch in den Blick nimmt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.04.2015
Ursula März liest Kristine Bilkaus "Die Glücklichen" zusammen mit Robert Kischs "Möbelhaus" als Roman über den sozialen und kulturellen Abstieg. Bilkau erzählt von einem Paar aus der Berliner Kreativszene, von dem beide plötzlich arbeitslos werden. Die Rezensentin findet hier "empfindsam und messerscharf" beschrieben, wie schwer nicht nur der finanzielle, sondern auch der kulturelle Kapitalverlust zu verkraften sind. Bilkaus Roman sei deutlich literarischer als Kischs "Wallraffiade", meint März, aber damit auch glatter. Geradezu versöhnlich erscheint ihr das Ende, wenn sich das Paar nach dem Mühen auf dem Arbeitsmarkt in die "Schule der Gelassenheit" begibt und die stigmatisierenden Codes des Kulturmilieus hinter sich lässt.



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