Maylis de Kerangal - Die Lebenden reparieren
Roman
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518424780
Gebunden, 255 Seiten, 19,95 EUR
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Nach einem Autounfall diagnostizieren die Ärzte den klinischen Tod eines jungen Manns. Zugleich stellen sie fest, dass er sich zum Organspender eignet.
Die Konsequenzen einer Entscheidung zur Transplantation verfolgt der Phantasie und Gefühle aufregende Roman von Maylis de Kerangal über einen Zeitraum von 24 Stunden. Wie verhalten sich Ärzte und die Familien in solchen Situationen auf Leben und Tod? Wie verkraften Menschen überhaupt solche unerwartbaren, unausweichlichen Chancen und das gleichzeitige Ende aller Chancen?
Maylis de Kerangal präsentiert die Abfolge dieser 24 Stunden in einer rasanten Folge von emotional aufrührenden Szenen und deskriptivem Reportagestil. Und so stellt sich beim Leser Betroffenheit ein. Die sieben renommierten Auszeichnungen, die dieser Roman in Frankreich erhalten hat, sind ein Beleg für solche Wirkung. »Die Toten begraben, die Lebenden reparieren«
Maylis de Kerangal, geboren 1967, veröffentlichte im Jahre 2000 ihren ersten Roman. Ihre Romane und Erzählungen wurden vielfach ausgezeichnet.
Presse:
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.08.2015
Niklas Bender ist der Autorin dankbar für einen breiten Blick auf die Wirklichkeit der Transplantationsmedizin. Dass Maylis de Kerangal so ein Thema in einem Roman anpackt, scheint ihm couragiert. Zumal die Autorin offenbar über die literarischen Mittel und Möglichkeiten verfügt, daraus einen spannenden wie anrührenden Text zu machen. Von Kerangals Feingefühl und erzählerischem Schwung, ihrem Sinn für Figurenpsychologie, die Dynamik eines Krankenhauses und seines Personals sowie allgemein für menschliche Wechselwirkungen ist Bender jedenfalls überzeugt. Auch wenn der Roman es mitunter allzu gut meint mit seinen Figuren, wie er feststellt, und alle als äußerst kompetent darstellt. Das geht manchmal in Richtung Arztroman, meint Bender, auch sprachlich.
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.08.2015
Derart gelungen sei dieses Buch, schreibt Georg Renöckl, dass man es nur bedingt empfehlen könne. Der Roman über den Hirntod eines Neunzehnjährigen als Folge eines schweren Autounfalls sei so mitreißend, dass er Spuren beim Leser hinterlasse. Nur schwer ist das tragische Geschehen auch für den Rezensenten auszuhalten, zugleich zeigt er sich fasziniert vom dichten Text. Renöckl lobt die häufigen Perspektivwechsel, betrachtet sie aber auch als zwangsläufig, um das Geschilderte überhaupt ertragen zu können. "Langgestreckte Sätze von konzentrierter Schönheit" schreibe de Kerangal, der Kritiker findet sie meisterhaft. Empathie, Intensität und Ironie attestiert er der Autorin und ihrem Werk, wobei die deutsche Übersetzung an Letzterem einiges einbüße. Die Dramaturgie de Kerangals macht den Roman in den Augen des Rezensenten zu einer ähnlich präzisen Angelegenheit wie eine Herztransplantation und zur "Hymne an die körperliche Lust am Leben in all ihren Schattierungen".
Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.05.2015
Peter Praschl schwingt sich in seiner Besprechung von Maylis de Kerangals Roman über die Grenze zwischen Leben und Tod zu Lobeshymnen auf, für ihn ist das Werk zugleich "virtuos grausam und virtuos schön, kontrolliertes Trance-Schreiben", kurzum: "gloriose Literatur". Der Rezensent gibt zu, von der Eindringlichkeit der Lektüre und des Erzählten zeitweilig überfordert gewesen zu sein, geht es doch um einen 19-Jährigen, der nach einem Unfall hirntot auf der Intensivstation liegt. Kein Detail lasse der Text liegen, bemerkt Praschl, er beleuchte die Gedanken- und Lebenswelt der Eltern angesichts der Entscheidung, die lebenserhaltenden Maschinen des Sohnes auszuschalten, genauso wie die der Krankenschwester und des diensthabenden Arztes. So komme das Buch viel näher an das Geschehen heran, als es Journalismus oder Film je vermocht hätten, meint der Rezensent, der sich mitunter in pathetischen Formulierungen verliert - etwa wenn er von einer Prosa schreibt, "in der die Wörter wie Blutkörperchen Gischtkronen auf Wellen treiben".
»Die Lebenden reparieren ist ein spannender, anrührender, ein wichtiger Roman.«
Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Die Lebenden reparieren ist nicht nur das ergreifende Protokoll eines viel zu frühen Todes und seiner unmittelbaren Folgen, sondern auch eine Hymne an die körperliche Lust am Leben in all ihren Schattierungen, wie man sie in dieser Intensität schon lange nicht mehr gelesen hat.«
Georg Renöckl, Neue Zürcher Zeitung
»So also ist gloriose Literatur. Kein Journalismus, kein Film käme auch nur in die Nähe jener Zone, in der sie sich bewegt...«
Peter Praschl, DIE WELT
»In der selbst auferlegten Verpflichtung zur Präzision spiegelt sich Maylis de Kerangals Haltung. Die Genauigkeit steht für Respekt – den Figuren und dem Thema gegenüber. Und diesen Respekt verdient nun die Autorin für ihren Roman, der auf emotionaler wie intellektueller Ebene wirkt. Und zwar nachhaltig.«
Gabi Rüth, WDR 5
»Chirurgische Präzision, mikroskopische Genauigkeit – solche Assoziationen stellen sich bei Maylis de Kerangals Stil ein. Er nimmt das Tempo heraus, geht in die Zeitlupe … die Sätze bleiben aber immer gut lesbar, nicht zuletzt dank der geschmeidigen Übersetzung von Andrea Spingler.«
Wolfgang Schneider, Der Tagesspiegel
»Maylis de Kerangal hat eine große Sprache gefunden für diese Geschichte einer ungeheuren Lebenserschütterung. In ein in tiefe Wahrnehmungsschichten wirkendes, sehr poetisches Deutsch übersetzt hat es Andrea SpingIer.«
Annemarie Stoltenberg, NDR
»Meisterhaft erzählt de Kerangal von Spendern, Eltern, Medizinern und Empfängern – die Geschichte einer Organspende. 24 Stunden zwischen Tod und Leben. Nach einem Zitat von Anton Tschechow, Schriftsteller und Arzt: ›Die Toten begraben, die Lebenden reparieren‹.«
ZDFaspekte
»Dies ist keine Allerweltsprosa, sondern eigenwillige, bisweilen fordernde Erzählartistik. Ein Roman, der buchstäblich unter die Haut geht.«
Wolfgang Schneider, Deutschlandradio Kultur
»Nicht zuletzt ist Die Lebenden reparieren hervorragend recherchiert und erklärt, bisweilen brutal detailreich, wie ein Hirntod festgestellt wird, ... Man möchte diesen Roman allen empfehlen, die aus Angst, von korrumpierten Ärzten vorschnell für tot erklärt und auf eine Handvoll verwertbarer Innereien reduziert zu werden, das Thema Organspende bislang ignoriert haben.«
Dana Buchzik, SPIEGEL ONLINE
Literaturtipp - Die Lebenden reparieren: Literarisches Denkmal Von Ulrich Noller
Einer muss sterben, ein anderer darf dafür überleben. Die unabwendbare Dramatik der Organspende. Eine im Grunde einfache Geschichte - die doch von höchster Komplexität ist. Davon erzählt Maylis de Kerangal in ihrem Roman "Die Lebenden reparieren" auf grandiose Weise.
http://www.funkhauseuropa.de/themen/buecher/literaturtipp-mai-100.html
SWR2 Die Buchkritik - Maylis de Kerangal: Die Lebenden reparieren
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/buchkritik/swr2-die-buchkritik-maylis-de-kerangal-die-lebenden-reparieren/-/id=658730/did=15958450/nid=658730/jvk6aa/index.html
»Die Lebenden reparieren« (Besprechung)
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