Marianne Bunes - Mutterwut
Kriminalroman
Ulrike Helmer Verlag,
Paperback, 180 Seiten
ISBN 978-3-89741-370-2
12.95 EUR
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Maria wartet in der forensischen Psychiatrie auf ihre Verhandlung - und fühlt sich frei wie nie: Ihre Mutter ist tot. Schriftlich legt die Tochter Zeugnis ab. Wie ihr Widerstand gegen die »mütterliche Liebe« schwand, bis es dem »Kind« die Sprache verschlug und die Rückkehr ins Elternhaus in eine Katastrophe mündete.
Wer das Buch „Mutterwut“ von Marianne Bunes umfänglich und in seiner ganzen Tiefe versteht, so dachte ich bald, versteht, bei aller Spezifik des Vorliegenden, auch Grundlegendes zur „Geschichte der Mentalität“ in der Bundesrepublik Deutschland, und zwar aus der Zeit von vor 1945 bis heute hin. Im Zentrum des Buches steht Maria H., von „Sprachverlust“ getroffen, dergestalt, dass sich ihr Sprachvermögen fortan auf die Wörter beschränkt: „Ja“, „danke“ und „gut“.
Der Sprachverlust hat zunächst wesentlich mit ihrer Mutter zu tun, doch wer ist ihre Mutter?
Sicherlich ist dieses Buch der Autorin und Lektorin Marianne Bunes eine Millieustudie in Gestalt eines „Kriminalromans“. Die Täterin sitzt in der Bunes MutterwutForensik ein und wartet auf ihren Prozess. Sie schreibt auf, was in den letzten Wochen und Monaten geschehen ist, nicht ohne in Rückblenden die familiäre Vorgeschichte zu beleuchten. Sie lebte vorher in der Wohnung ihrer Großmutter im Obergeschoss, wobei sie praktischerweise deren Möbel behalten hat. Ihre Eltern wohnen im gleichen Haus im Erdgeschoss, wobei interessanterweise Haus und Grundstück mit dem Teich am Rande des Waldes der Tochter gehören. Würde sie im Haus der Eltern wohnen, wäre sie sicher längst ausgezogen. Immerhin passen die Eltern hin und wieder auf die zwei Katzen auf, doch dabei bleibt es nicht. Die Mutter bringt oft unaufgefordert etwas zu essen, räumt in der Abwesenheit die Wohnung der Tochter auf, legt eine besser passende Tischdecke auf und sortiert Kleidung aus, die nicht ihrer Vorstellung entspricht.
„Es war seltsam, durch die Wohnung meiner Eltern zu gehen. Wie ein Spaziergang auf den Gleisen bei offener Schranke; man weiß, dass kein Zug kommen kann, aber man glaubt es nicht, die Gleise strahlen Gefahr aus.“
„Vom Bahnhof nach Hause wurde ich immer langsamer, die Plastiktüte mit dem Schal schnitt mir in die Hand, ich hielt sie ein Stück von mir weg, damit sie bei meinen Schritten nicht raschelte und niemand mich hörte. Mich wird wohl bis an mein Lebensende jedes Geräusch, das ich mache, in Schrecken versetzen.“
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